Donnerstag, 24. Dezember 2009

2009-12-24 | Müller hat sich getraut

(Berlin) - Die Braut trug ein bodenlanges blassblaues Kleid, der Bräutigam einen grauen Anzug und silberfarbene Krawatte. Am Tag vor Heiligabend heiratete der ehemalige Superminister Ulrich D. Müller (66) seine Lebensgefährtin, die Medienexpertin Prof. Dr. Ursula Maus (52). Das Paar ließ sich in Berlin Spandau standesamtlich trauen. Für Ursula Maus - nun Ursula Müller, weshalb sie ihre Initialen 'U.M.' beibehalten kann - ist es die vierte Ehe, für Müller die dritte.

Es ist 11.30 Uhr am Mittwoch, als das Paar im dunkelblauen BMW X 6 vor dem Hintereingang vorfährt. Der Himmel ist bedeckt, es herrscht leichter Schneeregen. Der Bräutigam geht schnellen Schrittes, lächelt. Die Braut hat ihr rot-braunes Haar zurückgesteckt, die Lippen mit Lippenstift betont. Ihr Kleid ist vorn gerafft, verdeckt einen Tüllunterrock, über den Schultern trägt sie ein dunkelblaues Cape.

Danach trudeln die ersten Gäste ein: Verwandte, Freunde, ehemalige Genossen (Müller war im letzten Jahr aus der SPD ausgetreten), nur der engste Kreis, etwa 30 bis 40 Leute. Aber auch Müllers Tochter Hildegard (46) mit ihrem Mann ist dabei.

Um 12.00 ist es so weit, die Hochzeit beginnt mit einem Sekt- Empfang, ein Cellist sorgt für den festlichen Rahmen. Dann, 10 Minuten später, die Trauung: Trauzeuginnen sind Doreen, jüngste Tochter der Braut, und Peter Herzog, engster Vertrauter von Ulrich D. Müller.

Die goldenen Eheringe werden getauscht, jeder trägt seinen an der rechten Hand. Schon nach 15 Minuten ist der standesamtliche Teil vorbei und Ursula Maus ist offiziell Frau Müller. Nun wird auf Wunsch der Braut Tee serviert, dazu legt DJ Wandlitz Musik aus DDR-Jahren auf; Ursula Müller ist gebürtige Osttdeutsche. Dann, etwa gegen 13.00 Uhr macht sich die Hochzeitsgesellschaft auf zum Dachgartenrestaurant von Feinkost Käfer im Reichstag, Motto: "Genuss ohne Reue".

Inmitten vieler Gäste aus Wirtschaft und Medienlandschaft, tanzt Ulrich Müller mit seiner Frau gegen 15.00 Uhr den Hochzeitswalzer im eigens errichteten Partyzelt. "Wir versprechen hoch und heilig, wir werden uns jetzt für immer lieben", sagt er anschließend in einer kleinen Ansprache. "Ulrich und Ursula, die beiden 'U's sind wirklich total verliebt und glücklich", erzählt Trauzeuge Herzog.

Bis in den Abend tanzen und feiern die Gäste, dazu gibt es das Hochzeitsmahl. Zu den Speisen gehören neben anderen Leckereien: Angebratenes Jacobsmuschel Sashimi mit Mangold und Rindfleischtatar, Black Tiger Garnele und grüne Papaya in roter Currysauce, Zitronengras-Ingwer Crème Brûlée.

Urich und Ursula Müller - es ist eine Hochzeit, über die oft und viel spekuliert wurde, mit der aber kaum jemand so schnell gerechnet hat. Im letzten Jahr war Ursulas letzter Ehemann, der Musiker Charly Davidson, bei einem Unfall tödlich verunglückt. Ulrich D. Müller hatte sich erst in diesem November von seiner Frau Petra Ehrhardt scheiden lassen. Letzte Woche verdichteten sich dann Gerüchte, wonach es doch eine Hochzeit geben könnte, sogar noch vor Weihnachten. Angekündigt hat das Paar, dass es über die Feiertage im "Twelve Apostels Hotel" in Südafrika flittern wird, in einer der schönsten Umgebungen der Welt und nur 12 Minuten vom Zentrum Kapstadts entfernt; Kosten pro Person im Doppelzimmer ab 3.462 €.

Quelle: NIVEAU-Magazin © 2009-12-24

Donnerstag, 17. Dezember 2009

2009-12-17 | Müller und Maus: Hochzeit noch vor Weihnachten?

In Bonn verdichten sich Gerüchte, dass der im November von seiner Frau Petra Ehrhardt geschiedene Ex-SPD-Superminister Ulrich D. Müller noch vor Weihnachten seine Lebengefährtin, die Professorin für Kommunikation und frühere Ehefrau des verstorbenen Musikers Charly Davidson, Ursula Maus, heiraten will. Beide haben im August mit "MnM" eine gemeinsame Medienfirma gegründet, die vor allem Politiker medientechnisch beraten will.

Bisher hatten Müller und Maus davon gesprochen, dass sie keine weitere Eheschließung wünschen; Maus war bereits drei Mal verheiratet, Müller bisher zwei Mal.

Dienstag, 17. November 2009

2009-11-17 | Ulrich D. Müller und Petra Ehrhardt geschieden!

Aus der ZEITUNG von heute:

Nachdem vor kurzem Ulrich D. Müllers Parteiaustritt vom Juli 2008 in ein neues Licht getaucht worden war, wobei Gerüchten nach eine Beziehung Müllers zur Medienexpertin und Professorin Ursula Maus eine große Rolle gespielt haben soll, was aber alles dementiert worden war.

Nun sind
Ulrich Müller seine Ehefrau Petra Ehrhardt, die auch nach Müllers Austritt aus der SPD weiter familienpolitische Sprecherin der SPD in NRW ist, geschiedene Leute. Lange hatte es in der Beziehung gekriselt und beiden haben nun daraus die Kosequenz gezogen. Während Ehrhardt betonte, sie woll in nächster Zeit erst eimal Zeit für sich haben, sind ihr Ex und Ursula Maus, Kommunikationsexpertin und Ex-Frau des verstorbenen Musikers Chary Davidson, schon eit einiger Zeit ein Paar. Bei hatten sich offiziell erst im Sommer 2008 kennen gelernt, er ließ sich von ihr coachen, beide verliebten sich und leben seither zusammen.

Heiraten will er seine Ursula aber dennoch nicht. "Das ist ganz gut so, wie es ist. Man kann auch ohne Trauschein glücklich zusammen leben", antwortete Müller gestern auf entsprechende Journalistenfragen.

Mittwoch, 11. November 2009

2004-11-10 | Charly Davidson: Ich hasse Plattenfirmen und setze trotzdem auf sie

Er war einer der erfolgreichsten populären Musikkünstler Deutschlands: Charly Davidson, der es sogar schaffte unter seinem wahren Namen Karl David Korff weltweit für Furore zu sorgen, als er 1988 die "Lounge Musik" erfand. In einem METRO-ONLINE-Interview sprach er vor genau fünf Jahren über die Musikindustrie, das Internet und die Überlebenschancen einer Branche.

METRO-ONLINE: Sie sagten kürzlich, in Zeiten von Apples iTunes und Einzel-Downloads habe sich das Konzept des Popalbums überholt. Heißt das, Ihre letzte CD "wissen-schafft-macht" ist das letzte Album, das sie veröffentlicht haben?

ChD: Es wird nicht das letzte Mal sein, dass ich Musik veröffentliche, falls Sie das meinen. Aber es wird vermutlich das letzte meiner Konzept-Alben sein. Ich kämpfe darum, dass ich auch in Zukunft noch Album-Konzepte erfolgreich veröffentlichen kann, aber ich denke, dass dies mit dem ganzen aufkommenden Download-Hype immer schwerer werden wird, Konzepte an die Hörer weiter zu transportieren. Bald werden sich Musikfans aus allen Platten eines Künstlers ein "Best-Of" selbst zusammenstellen, dieses immer wieder editieren, dafür aber keine Alben mehr kaufen.

METRO-ONLINE: Und dann?

ChD: Dann muss man sich ansehen, wie es um die Plattenindustrie bestellt ist. Seit zwei, drei Jahren gab es hier jedes Jahr einen Umsatzrückgang von bis zu 30 Prozent bei den Tonträgerverkäufen. Wenn man, wie ich, frei produziert landet man irgendwann im Minusbereich.

METRO-ONLINE: Werden es andere erfolgreiche Künstler Ihnen nachmachen und sich von der Plattenfirma lösen, um ihre Musik in Eigenregie herauszubringen? Vielleicht mit Unterstützung von Investorengruppen oder Anlegern?

ChD: Das denke ich nicht. Im Moment sehen viele diese Notwendigkeit, frei arbeiten zu können, nicht.

METRO-ONLINE: Also bleiben diese Künstler und Bands der Plattenindustrie treu - und streben dann mit ihr dem Abgrund entgegen?

ChD: Würde ich wetten, dann würde ich mein Geld trotzdem auf die Plattenfirmen setzen. Ich hasse sie, das will ich hier einmal pauschal aber deutlich sagen - ich hasse sie, weil sie in der Vergangenheit viele große Künstler und Legenden künstlerisch wie geschäftlich vergewaltigt haben. Es ist doch nicht zu betreiten, dass die Musikindustrie in ihrer Historie viel Mist gebaut hat. Aber ich sehe natürlich auch, wie viele gute Dinge durch die Plattenfirmen entstehen konnten, die unser Leben bereichert haben und noch bereichern. Michael Jackson oder die BEATLES wären ohne Plattenindustrie niemals das geworden, was sie den Menschen heute bedeuten. Also sehe ich nicht, wer zukünftige Idole aufbauen und entwickeln soll, wenn nicht die Musikindustrie.

METRO-ONLINE: Können das die Bands und Künstler nicht eigentlich auch selbst machen? Es gibt im Internet doch Darstellungsmöglichkeiten ...

ChD: ... die alle großer Mist sind. Ich habe mir jetzt einmal MySpace* angesehen, die neue große Hoffnung aus den USA. Und was sehe ich: im Internet entstehen keine Stars, keine Idole. Um das zu gewichten vergleiche ich das Internet mit der Rolle des Radios in der Nachkriegszeit: in Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den USA führte das Radio Ende der 40er- bis Mitte der 60er- Jahre zu einem Boom der Plattenfirmen. Führen Sie sich vor Augen, was allein in diesen zwei Jahrzehnten alles entstanden und gediehen ist: Jazz und Soulmusik, Rock 'n' Roll und Rockmusik. Ich sehe nicht, dass das Internet so etwas schaffen kann. Und deshalb setze ich nach wie vor auf die Plattenindustrie - grundsätzlich. Für mich persönlich habe ich die Sache dadurch gelöst, dass ich nun meine eigene Plattenfirma habe.

METRO-ONLINE: Was ist denn Ihrer Meinung nach die Hauptaufgabe eines Labels?

ChD: Bei einem Musiklabel geht um das Kuratieren von Musik, um die Entwicklung, die Formung und Betreuung von Künstlern. Nochmal: im ganzen, weiten Internet gibt es keine Abteilung, die das im gleichen Maße leisten kann.

METRO-ONLINE: Sicher nicht. Aber dennoch bietet das Internet im Prinzip jedem Künstler die Möglichkeit, sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, auf eigene Faust berühmt zu werden.

ChD: Wie Sie sagten: im Prinzip. Schauen Sie, ich könnte jetzt alle Leute anrufen, die ich persönlich kenne, und das dürften so an die 1000 sein, viele, wenn nicht sogar die meisten, aus der Musikbranche. Also angenommen ich rufe die alle an und erzähle ihnen: "Ihr kennt doch meine eigene Plattenfirma, die hat einige supergute Künstler", erzähle denen welche es sind, berichte Ihnen und anderen Journalisten darüber und die Zeitungen und Magazine schreiben es dann, das könnte funktionieren. Aber das bin ich, Charly Davidson. Mit meinem Namen erreiche ich sehr schnell eine große Anzahl von Menschen, die damit etwas anfangen können und sagen: "Der hat eben ein Näschen für Talente". Aber das heißt doch nicht, dass der Musiker da unten auf der Straße über das Internet dasselbe machen kann. Wer weiß denn schon als Internetnutzer, wo er die Talente finden soll. Es fehlt hier sehr die Fokussierung.

METRO-ONLINE: Was meinen Sie damit?

ChD: Ganz einfach: Warum bin ich als gut Englisch sprechender Deutscher mit "Lounge Musik" erfolgreich geworden? Weil es Instrumentalmusik ist. Als Deutsch-Rock-Musiker kann ich in Japan keinen Erfolg haben oder in Südamerika. Erst wenn es ihm möglich ist, weltweit Märkte zu öffnen, kann ein Künstler auf eigene Faust überregionalen Erfolg haben. Plattenlabel sind mit ihren Dependancen und den Vertriebsfirmen vor Ort vernetzt; durch diese Allianz - und den Zugriff auf die jeweils lokalen Medien in Japan oder Südaerika oder sonstwo - sind sie in der Lage, Künstler weltweit zu vermarkten. Mein Computer, mein Telefon und meine Internetseite allein bringt mich nicht nach Mumbai, um dort vor Tausenden von Leuten aufzutreten.

METRO-ONLINE: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Martin Rosenheinrich © 2004 für das METRO-ONLINE MUSIKMAGAZIN

----------

Anmerkung: Das Interview wurde im Herbst 2004 geführt. Ursprünglich war MySpace.com ein Anbieter für kostenlose Datenspeicherung im Internet. Erst im Juli 2003 gründete sich die Community unter der gleichen Internetadresse; hierauf bezog sich Davidson wohl. Das Unternehmen wurde jedoch im Juli 2005 vom Medienmogul Rupert Murdoch für 580 Millionen US-Dollar gekauft. MySpace hatte nur zwei Jahre später etwa 180 Millionen Mitglieder.

Samstag, 17. Oktober 2009

2005-11-03 | Rockmusik kann manchmal Leben retten

Kurz vor dem Erscheinen von "REIZWOLF" veröffentlichte die Schülerzeitung DER WECKER ein Interview mit Charly Davidson, das sie bereits im Sommer 2005 geführt hatte.

Wecker: In dem Jahr, in dem ihr erstes Album „KONTAKTAUFNAHME“ erschien, sind viele ihrer heutigen Hörer erst geboren. Warum glauben Sie, finden sich so viele junge Menschen in ihrer Musik wieder?

Charly Davidson: Man muss als Zwanzigjähriger nicht nur die Musik hören, die auch von Zwanzigjährigen gemacht wird. Das ergibt keinen Sinn. Die BEATLES werden ja auch noch von jungen Menschen gehört, die gibt es seit dreieinhalb Jahrzehnten nicht mehr, ganz zu schweigen von Elvis Presley. Dass man als Mensch nur Musik von Gleichaltrigen verstehen würde, das wird zwar manchmal kulturindustriell behauptet, ist aber nicht zutreffend.

Wecker: Hat sich ihr Publikum im Lauf der Zeit mitentwickelt?

Charly Davidson: Natürlich. Meine allererste Platte, die 1982 veröffentlicht wurde, wurde gerade einmal achttausend Mal verkauft. Später habe ich dann goldene Schallplatten bekommen und werde das vielleicht auch in den nächsten Jahren wieder bekommen, die Kriterien hierfür wurden ja mittlerweile herunter gesetzt, das kommt einem dann sehr entgegen. Beim Abschlusskonzert der EXPO 2000, da waren zweitausendfünfhundert Leute da, was für die EXPO als durchaus ungewöhnlich viel galt. Im Gegensatz zum ersten Konzert als Profimusiker, das war 1981, bevor ich den Plattenvertrag hatte, da waren vielleicht fünfzig oder achtzig Zuschauer da. Wenn das anders wäre, dann würde es natürlich auch schwer fallen, das so lange zu machen. Ansonsten würde ich über das Publikum selbst nicht gerne mutmaßen, denn ich kenne die Leute ja nicht. Man ist da auf eine angenehme Weise anonym, aber ist sich doch verbunden.

Wecker: Was empfinden sie für ihr Publikum, ihre Fans, die ihre Historie, ihr Leben kennen, ihnen teilweise verbunden sind über so viele Jahre?

Charly Davidson: Zuerst sind ja alles Individuen und man sollte es sich als Künstler nicht herausnehmen, Fans als Masse zu bewerten. Andererseits ist es schon etwas beängstigend, dass viele Fans vieles über einen wissen, man selbst aber nichts über diese. Ich meine das wertfrei. Wenn ich zum Beispiel Bob Dylan treffen würde, dann wüsste ich vieles über ihn, er aber nichts über mich, was schon für den informativ unterlegenen beängstigend sein kann. Ansonsten liebe ich meine Fans, ich liebe doch alle, alle Menschen.

Wecker: Sie haben ja jahrelang auf den Durchbruch gewartet und sind teilweise am Existenzminimum dahingeschlendert. Was hat Sie durch diese Zeit angetrieben, trotzdem weiterhin Musik zu machen?

Charly Davidson: Das mit dem Schlendern haben Sie schön gesagt - "Schlendern ist Luxus", sagt Ulla Meinecke. Das war in den 70er-Jahren und es hat viel Spaß gemacht. Ich möchte nicht sagen, dass es uns, also meiner damaligen Band und mir, lange schlecht ging. Es sind ja dann auch immer Sachen passiert, die mich weitergebracht haben. Zuerst machte ich Folk-Rock mit Elektromusik-Elementen, dann Politrock und dann literarisches Kabarett. Später gewannen Lukas Linde und ich einen Musikwettbewerb und plötzlich gab es mehr Möglichkeiten und einen Plattenvertrag.

Wecker: Sie haben dann kurz vor dem Ende der 70er auch die Sprache von Englisch auf Deutsch gewechselt, lange bevor das in Mode kam …

Charly Davidson: … und das war auch gut so. Ich hatte zwar schon vorher beides gesungen, aber als Politrocksänger ist es natürlich keine Frage, dass man Deutsch singt. Nach zwei Platten wusste ich, dass sich das dann extrem ausgezahlt hat. Und da habe ich noch keine 50.000 Platten verkauft. Es gibt eben Zeiten, in denen man weniger öffentliche Aufmerksamkeit hat, da kann man nichts machen und da gibt es auch nichts zu verstehen darüber. Auf „Warum“ gibt es keine Antwort, das ist einfach so. Letztendlich ist der entscheidende Punkt, dass einem diese Musiksprache Spaß macht. Ich weiß nichts Besseres und so lange ich das machen und dann noch davon leben kann, bin ich wirklich privilegiert.

Wecker: Hätten Sie sich damals, also 1982 oder 1983, vorstellen können, jemals Headliner auf einem Festival zu sein?

Charly Davidson: Na, das ist ja wohl eine Frage, junger Mann. DAS sind doch genau die Träume, die ein Musiker hat, egal wie klein sein Beitrag in der Hierarchie des Musikbusiness auch ist. Klar, ist das eine schleichende Fortentwicklung. Am Anfang dachten wir, wie toll es wäre, einmal auf einem lokalen Festival zu spielen. Dann spielt man plötzlich dort, und dann auf Festivals in größeren Städten, wo 3.000 Leute als Publikum da sind. Und das ging bei mir eben weiter, bis es 30.000 waren. 30.000, das ging bei uns 1986 los, als wir der Support-Act von Udo Lindenberg waren. Da war das aber dann doch sehr schwierig für mich, denn da wollte man mich nicht. (lacht)

Wecker: Was immer in der Welt passiert, im Charly Davidson-Kosmos geht alles auf. Wie setzten Sie das Leben textlich um?

Charly Davidson: Ganz einfach: wir sind doch Individuen, da kann man doch nichts, was für einen Einzelnen wichtig ist, als unwichtig ansehen. Es ist unser Leben, das Leben jedes einzelnen, das ich beschriebe. Ich will auch keine Songs, die „wir“ sagen oder gar befehlen mit „ihr müsst“. Hör mal in den Text von „Won’t get fooled again“ (Anmerkung: von THE WHO) richtig hinein. Dort, wie stets in der wahren Kunst, geht es um den Einzelnen. Er ist die Seele aller Kunst. „Wenn es einfach wäre, dann wäre es nicht das Leben.“, habe ich meine Kunstfigur Strelitz einmal sagen lassen. Das ist es. Leute bringen sich überwiegend deswegen um. Wegen ihres Lebens. Nicht, weil es sie belastet, dass irgendwo auf der Welt Menschen verhungern.

Wecker: Empfinden Sie die Erwartungshaltungen Ihrer Fans als Druck? Versuchen Sie dieser zu entsprechen?

Charly Davidson: Ich hoffe, ich verrate keine Geheimnis, wenn ich sage, dass ich unter dem Strich auch nur drei oder vier verschiedene Songs habe, die ich immer wieder neu erfinde. Aber das ist eigentlich schon sehr viel für einen Künstler. Schau Dir mal DSDS an, manche Gewinner haben überhaupt keinen Song und der reicht dann immerhin noch für eine Nummer 1 bei den Singles und ein ganzes Album. Und, wie schon gesagt, es gibt ja so etwas wie „die Fans“ nicht. Denn wenn man sagt, dass die Leute eine Erwartungshaltung haben, dann muss man sich fragen, wer denn diese Leute überhaupt sind. Da man nicht wirklich eine Vorstellung über jeden einzelnen hat, und deshalb auch über Erwartungen nichts Gültiges sagen kann, gibt es keine Erwartungshaltung. Manche Leute sagen, sie hätten gerne eine Platte, genau so wie „die von 1982“. Selbst wenn ich das so hinkriegen würde, dann hat eben dieser Hörer mich vielleicht erst zehn Jahre später für sich entdeckt, in einer gewissen Situation mit der diese Platte für ihn für immer verbunden ist und ginge dann mit völlig falschen Erwartungen in die neue Platte. Solche Fan-Vorgaben sind eben deshalb gar nicht zu bewältigen und wenn man damit nicht umgehen kann, dann kann man das gleich vergessen. Es gibt eine einzige Band, und die heißt auch noch STATUS QUO, da ist alles immer gleich. Für mich ist das nichts. Rockmusik hat zwar nicht die Größe, die Welt zu verändern, aber sie kann manchmal Leben retten und in Deutsch können meine Fans ihre Lebensrettungshilfen an optimalsten verstehen.

Wecker: Sie haben ja auch neben ihrer Musik auch andere Projekte gemacht, wie etwa Bücher geschrieben. Kann man denn da Neues von Ihnen erwarten?

Charly Davidson: Ich schreibe gerade einen neuen Roman, der wahrscheinlich nächstes Jahr erscheinen wird - wenn er mir gelingt. Es kann ja auch sein, dass ich das dann nicht gut finde und mich dann gegen eine Veröffentlichung entschließe. Sonst wären ja die schlechten Kritiken gar nicht auszuhalten. Wenn man etwas selbst für gut befindet, dann ist es ja in Ordnung, außer, dass man den Rezensenten dann hasst. Aber wenn man selbst nicht überzeugt ist und dann bekommt man schlechte Kritiken, dann kommt auch noch die Scham dazu. Und das ist ja die schlimmste Scheiße, die passieren kann.

Wecker: Sie betonen ja oft, dass die Figuren in ihren Liedern und Büchern nicht Sie selbst sind. Aber auf dem Album „Inkar-Nation“ zum Beispiel gibt es den Song „Heimatkunde“, bei dem es nicht schwer fällt, sofort an Sie zu denken.

Charly Davidson: Auf gewisse Art und Weise schon, denn ich verbringe ja viel Zeit mit mir. (lacht) Aber ich bin eigentlich vom Typ her mehr wie andere Charaktere in meinen Songs. Ein Typ wie ich es selbst bin, ist als Song- oder Romanheld für mich uninteressant, denn da kann mich nichts mehr überraschen, ich kenne mich ja schon. Da brauch ich nichts darüber zu schreiben, das ist ja langweilig.

Dienstag, 13. Oktober 2009

2002-05-17 | Auferstehung Light

Zum inszenierten Tod Charly Davidsons im Mai 2002 schrieb damals SPIEGEL ONLINE unter dem Titel "Auferstehung Light - oder: Sterben ohne tot zu sein":

(...) Rock-Chamäleon Charly Davidson: Vor zwei Jahren löste sein Albumtitel "Die letzte Ölung" bei Fans wie Kritikern Befremdung aus. Dieses Frühjahr war es die Meldung seiner Plattenfirma, sein neuestes Album würde im Sommer unter dem Titel "Begräbnis" erscheinen. Dies ist seit letzten Freitag, als RTL in einer Filmdoku Davidsons Tod meldete und seiner überraschenden Rückkehr ins Reich der Lebenden am gestrigen Montag, nicht mehr ganz so sicher: sein Label GLOBA prüft derzeit nach eigenen Angaben eine sofortige Kündigung des Plattendeals mit Charly Davidson, der immerhin seit fast 18 Jahren läuft.

Über drei Alben konzipiert ist die intellektuelle Todestrilogie Davidsons plus einem Zwischenakt 'Ich bin tot und das kam so' letzte Woche im Privatfernsehen. Das Ganze hat den Look einer Produktion die als Miniserie designt wurde. Ohne jeden Zweifel ist sie lang und düster. Aber vielleicht nicht zu lang oder zu düster für eine Geschichte, die des Todes der Menschheit gedenkt. Spannend daran ist natürlich, wie sie enden wird und vor allem wann.

Auf jeden Fall ist Davidson mit dem über die TV-Plattform dctp (ohne Wissen und Kenntnis ihres Mentors Alexander Kluge, wie dieser gestern betonte) ausgestrahlte Inszenierung des eigenen Todes zu weit gegangen. Empörung und Protest formiert sich überall, wobei die BILD sogar unerwartete Unterstützung durch die taz erfährt. Aber auch die Künstler-Kollegen reagieren genervt. André Heller, auf Davidsons Inszenierung angesprochen, reagierte noch am souveränsten und spottete. "Dazöö ma kane Schmäh!, sagt ma in Österreich. Für mich ist der Tod ein großer Animateur, nicht der Mensch. Jeder der weiß, dass Lebenszeit begrenzt ist, der wäre gut beraten, sie kreativer zu nutzen. Es ist ja lächerlich, sich mit dem einzigen, das gewiss ist im Leben, anzulegen. Jeder Mensch hat es am Schluss geschafft zu sterben, da sind solche Späße überflüssig. Der Herr Davidson wird den Tod auch noch irgendwann einmal schaffen.“ sagte er bei RTL. (...)

Donnerstag, 8. Oktober 2009

1995-01-28 | Wieviel Davidson steckt in Karl David Korff?

MoPo-Bühne
KARL DAVID KORFF LIVE „Einhundert Tage in drei Wochen“
Von Jonas E. Prinz

Er ist einer der facettenreichsten deutschen Musiker. Einer, der seine Sprache liebt, der voller Poesie und gleichzeitig auch bitter ernst sein kann, einmal Klamaukist dann wieder hemmungslos kritisch. Seit bald zwanzig Jahren steht er als Charly Davidson auf der Bühne, ist "Liederpoet und Rockmacher", aber gestern Abend kam er ganz bürgerlich als Karl David Korff ins ZWICK. Und machte - wenn es dann sein mußte - auch mal den Popstar.

Vor allem aber ist Korff heute scharfzüngiger Berichterstatter des ur-deutschen Alltags im Kleinen wie im Großen, seziert den Irrwitz unserer Welt und sind dazu eingängige Lebensballaden
. Nun hat der ach international erfolgreiche Musiker ("Lounge Musik") im letzten Jahr seiner Rockband abgeschworen und zieht nur noch mit Musikerfreund Helmut Prosa durch Clubs und Theater. Aber was heißt hier nur! Der phänomenale Gitarristen und Keyboarder aus der Steiermark zelebriert zusammen mit Korff eine eigenwillige Mixtur aus literarischem Kabarett, Elektromusik, Folk und Rock, wie jetzt beim ebenso ausverkauften wie beklatschten Hamburger Gastspiel im ZWICK.

"
Es wird noch schlimmer kommen", prophezeit er in einem frischen Text zu Beginn den anwesenden "Wegstreckenbegleitern", als er die "Verbotene Liebe" anspricht, eine deutsche TV-Seifenoper, die seit dem 2. Januar montags bis freitags im Ersten Programm ausgestrahlt wird, und singt dazu als erstes mit "Ich bin nicht verliebt" seine Version des 10CC Klassikers "I'm Not In Love". Dann liest er neue Texte über sein Alter Ego namnes Strelitz vor, stellt neue Songs wie "Schluß mit Lustig" oder "Walverwandschaften" vor.

Und natürlich schöpft Korfff aus seinem reichhaltigen Charly-Davidson-Repertoire und singt alte Erfolge in neuer Unplugged-Instrumentierung. Dadurch gewinnen Stücke wie "Dolmetscher" oder "Querulantensäue" völlig neues Format. Der alte Kracher "Odysseus" wird zu einer gut viertelstündigen Mini-Oper mit Prosaeinlagen und Session-Charakter, bei dem sich Prosa einmal virtuos austoben kann. Und Balladen wie "Niemand weint (so schön wie du)" oder die aufgewühlte "Kontaktaufnahme", die Korff/Davidson als 22-Jähriger geschrieben hat, leuchten vor Intimität.


Karl David Korff ist einer, der (egal ob im eigenen Namen oder unter Pseudonym) immer sein Ding macht, egal wohin ihn das führt, schon deshalb kann es nicht immer gut gehen mit dem Massenerfolg in größten Konzerthallen. Jetzt hat sich nun für die theatralische Kabarett-Variante entschieden und folgerichtg fehlt "Keiner liebt dich, wieso ich?", sein größter Pop-Erfolg, in diesem Programm.

Dafür steht am Ende des Abends und am Ende eines ausufernden Zugabenteils eine lustvolle Hommage an Korffs Helden wie Marc Bolan oder U2 mit "Mit oder ohne" und "Monicacinom". Da steht das ganze ZWICK schon längst - und jubelt, als sei's das letzte Mal. Und hat noch etwas gelernt dabei, mal leicht-flockig, etwa daß "Monicacinom" die deutsche Version des T. Rex-Klassikers "Deboraharobed" ist, mal tiefsinnig, nämlich daß U2-Frontmann Bono in „With Or Without You", dem Vorbild für Korffs "Mit oder ohne", darüber singt, daß Bono sich manchmal bei U2 ausgesetzt fühle. Und das sei der Grund, warum er, Korff, derzeit ohne seine Band durch die Lande tingele.

Und schon ist es wieder da, das Gefühl, daß dieser Mann in der deutschen Musikszene etwas ganz Besonderes ist - egal unter welchen Namen auch immer.

Mittwoch, 30. September 2009

2009-09-19 | Unterlagen sollen Zweifel an Davidsons Tod belegen

Der Unfalltod Charly Davidsons am 28. November 2009 ist von spanischen wie deutschen Behörden untersucht und bestätigt worden. Dem Webteam von Charly Davidsons sowe einigen Zeitungen sind vor kurzem Unterlagen angeboten worden, die belegen sollen, dass alles ganz anders war. Es sind dies ein Gespräch der Guardia Civil auf La Gomera mit dem Geschäftsführer von Charlys Plattenfirma CBQ/Best Side Records, Peter Paul Gabriel, die augenscheinlich aus einer spanischen Akte stammen, sowie ein Foto, die den aus dem Atlantik geborgenen Körper Davidsons zeigen sollen.

Aus Gründen der Recherche habe ich, obwohl ich von einer Fäschung überzeugt bin, beides angekauft und stelle es hier vor; das Foto habe ich allerdings auf eine Wiedergabe der Mundpartie der abgebildeten Leiche beschränkt.

Rainer W. Sauer
Jena, den 19. September 2009


-------------------------------------------------------------------------------------------

Protokoll
San Sebastián de la Gomera
erstellt zwischen dem 11. und dem 28. Dezember 2008
(Übersetzung ins Deutsche = nicht bekannt)


Yo soy el teniente de la ... Entschuldigung ... ich bin Leutnant und Mitarbeiter der Guardia Civil. Mein Name ist Gerardo García Rivas und ich habe Sie heute hierher nach San Sebastián de la Gomera bestellt, um Sie zu den Umständen des Todes von Señor Karl David Korff, oder Charly Davidson, wie er sich auch nannte, zu befragen. Neben mir sitzt Herr Federico Lorca und führt Protokoll. Ich beginne jetzt mitder Befragung. Ihr Name ist ... ?

Mein Name ist Peter Paul Gabriel.

Sie wurden geboren am und in welcher Stadt?

Ich bin geboren am 25. Oktober 1954 in Middlesbrough in England.

Was ist ihre berufliche Funktion?

Ich bin Geschäftsführer der Schallplattenfirma Best Side Records von Herrn Karl David Korff.

Waren Sie anwesend, als Herr Korff starb?

Ich wurde herbeigerufen.

Wann war das genau?

Das kann ich Ihnen nicht exakt sagen.

Es gibt Hinweise darauf, dass Herr Korff anders gestorben ist, als bisher bekannt. Ich frage Sie deshalb: Wie starb Señor Korff?

Auch das kann ich Ihnen nicht exakt sagen.

Herr Gabriel, ich darf Ihnen mitteilen, dass die Guardia Civil Sie hier auf La Gomera so lange festhalten und befragen kann, bis die Umstände des Todes von Herrn Korff zweifelsfrei geklärt sind. Bitte beantworten Sie mir deshalb meine Fragen.

Bin ich verhaftet?

Sie haben mich missverstanden. Sie sind nicht verhaftet. Aber das soll Sie nicht daran hindern, Ihre Pflicht zu erfüllen. Ich hatte Ihnen anfangs gesagt, dass Sie hier in den Räumen der Guardia Civil verpflichtet sind, die Wahrheit zu berichten. Fangen Sie am Besten beim Anfang an. Wann entschloss sich Señor Korff zu seinem Flug über das Meer vor La Gomera?

Das war im Juni. Die kürzeste Nacht des Jahres näherte sich und die „Noche de San Juan“ begann. In dieser Nacht vom 23. auf den 24. Juni erzählte Charly auf der Terrasse seiner Macià seinem Manager und mir den großen Plan zur Inselumrundung mit dem Paraglider.

( Gabriel erzählt in der Folge Details der Vorbereitung zum Flug, berichtet von Charlys Ankunft auf La Gomera am 21. Dezeber 2009 )

Kommen wir jetzt noch einmal zum Tode von Señor Korff. Wie erfuhren Sie davon?

Am 27. November erreichte mich ein Anruf aus Charlys Haus. Ich selbst war im Hotel Tres Palmeras am Playa De Valle Gran Rey. Frau Beate Krüger, die Nachbarin von Charly, war am Telefon. Sie sagte, dass Charly gestorben wäre.

Am 27. November also, nicht am 28.?

Ja. Ich war im ersten Moment geschockt und betäubt. Noch am Abend zuvor hatten wir zusammen gegessen und uns über den Flug unterhalten. Charly sagte mir nichts davon, dass er sich unwohl fühle oder so. Ich bemerkte auch nichts, außer, dass er sehr dünn geworden war.

Was sagte Frau ... äh ... Krüger zu Ihnen?

Sie sagte, er hätte sich den ganzen Tag nicht gut gefühlt. Bereits während des Fluges nach den Kanarischen Inseln hätte er große gesundheitliche Probleme gehabt. Sie hätte ihm dann morgens ihren Hund gebracht, damit er sich durch ihn etwas ablenken sollte. Charly sei auch gleich mit dem Hund losgezogen über die Hügel. Aber als sie ihren Hund abends wieder abholen wollte, habe der vor Charlys Badezimmer-Tür gesessen und gewinselt. Sie habe dann das Bad geöffnet und Charly dort leblos liegen sehen, die Tür wieder verschlossen und mich angerufen.

Was haben Sie dann gemacht?

Ich bin sofort zu Charlys Macià gefahren und habe ihn so vorgefunden, wie Frau Krüger es beschrieben hatte. Er lag auf dem Bauch und es war viel Blut im Raum. Schwarzes Blut, also kein frisches. Es schien, als hätte er es erbrochen. Charly war tot, sein Körper war kalt. Den Hund hatte Frau Krüger gegen zehn Uhr morgens gebracht und um neun Uhr Abends wollte sie ihn abholen. Sie sagte mir das, während sie geschockt auf dem Boden vor dem Bad saß. Den Hund hatte sie vor dem Haus angebunden, damit er nicht die Szene im Bad mitbekam.

Sie riefen aber nicht die Guardia Civil?

Ich habe telefoniert, nicht mit der Guardia Civil und auch nicht mit Karls Kindern, dafür aber mit zwei seiner engsten Freunde, Mr. Brian Barquin in London und Herrn Lars Voreigner in den USA. Auch sie waren geschockt von der Nachricht. Dann sprachen wir über Charlys Tod. Er war ja schwerer erkrankt als es öffentlich bekannt war. Charly hatte, neben seinen offensichtlichen Krankheiten, im letzten Herbst auch noch Hepatitis C diagnostiziert bekommen. Ärzte hatten Charly bestätigt, dass ihm eine Spenderleber eingesetzt werden musste, sonst würde er wahrscheinlich innerhalb der nächsten achtzehn Monate sterben. Er hatte sich aber nicht auf eine Warteliste für eine Transplantation setzen lassen wollen, weil das die Öffentlichkeit sonst mitbekommen hätte. Im August wurde er in Hanau dann wegen Nierenversagens behandelt, machte danach eine Kur an der deutschen Ostseeküste. Die letzten Monate vor seinem Tod ging es mit ihm gesundheitlich stark bergab.

Woher haben Sie diese Informationen und weshalb wollte Señor Korff nicht bevorzugt behandelt werden, wie es seinem Namen oder seinen finanziellen Möglichkeiten angemessen gewesen wäre?

Charly hatte viele Firmen und mit der beginnenden weltweiten Wirtschaftskrise große finanzielle Probleme. Banken und Investoren befürchteten lange Zeit Rückschläge für seine Firmen, falls Charly Davidson ernsthaft erkranken sollte. Er wollte wohl auch nicht so recht an die Aussichtslosigkeit seiner Erkrankungen glauben. Er erzählte mir alles im Sommer, als er sich von der Geschäftsführung von Best Side Records zurückzog.

Sie haben also nicht die spanischen Behörden von Señor Korffs Tod unterrichtet. Warum taten Sie das?

Ich war sein einziger Vertrauter aus Deutschland hier auf La Gomera. Telefonisch besprachen Brian, Lars und ich die Situation und entschieden dann zu dritt, was zu tun sei. Beate, also Frau Krüger, stimmte uns zu, sie war nicht nur seine Nachbarin sondern auch eine Vertraute und kümmerte sich auch um ihn, wenn er auf La Gomera weilte.

Wie haben Sie den Leichnam aus der Macià gebracht?

Lars kannte einen Fischhändler aus dem Valle Gran Rey, der half uns den Leichnam einzuhüllen, nachdem ihn Beate sauber gewischt hatte und der Fischhändler brachte ihn nachts in sein Kühlhaus. Dann dauerte es noch sechs Tage bis zum Flug-Unfall, der allerdings niemals stattfand. Alles war nur eine Farce.

Aber es gibt doch Fotos des Fluges und Internet-Tagebucheintragungen von Señor Korff?

Die Fotos sind schon älter und wurden bei einem früheren Flug aufgenommen. Die Interneteintragungen, sämtliche nach dem 22. November, habe ich gemacht.

Und was ist mit den Zeugen, die gesehen haben, wie Señor Korff in den Atlantik gestürzt ist, die Überwachungskamera, die ihn aufgezeichnet hat?

Zeugen finden sich immer. Jeder will etwas gesehen haben, wenn es nach Sensation riecht und Reporter danach fragen. Was die Kamera da aufgezeichnet hat, weiß ich nicht. Sicher nicht den Absturz von Karl David Korff.

Und doch gibt es zwei Hauptzeugen ... äh... Señor Fernando de la Rúa und Señor Miguel Neira.

Fernando de la Rúa war der Fischhändler, der Charlys Leichnam dann auch am 28. November vor der Küste ins Meer verbracht hat und seinen Gleitschirm ebenfalls, allerdings zwanzig Seemeilen weiter westlich. Und dass Miguel Neira Charlys Gärtner war, scheint Ihnen bis heute nicht aufgefallen zu sein, oder?

Wir werden das prüfen, Señor Gabriel. Als man im Dezember dann den Leichnam fand, fand man im Meer also den bereits vor dem Absturz gestorbenen Karl David Korff.

Genau.

Es war also vorgesehen von Ihnen und den beiden anderen Herren, dass man unzweifelhaft Señor Korffs Körper finden sollte.

So war der Plan. Aber wir machten uns schon Gedanken, warum dies so lange dauerte. Ich dachte, dass man den Körper vielleicht niemals finden würde. Dann passierte das ja doch noch am 10. Dezember und schon am 15. Dezember gab es Einzelheiten aus der Autopsie in der Presse zu lesen, mir den Hinweisen auf die Hepatitis C und die Lebererkrankung. Das war perfekt. Außerdem kann der Körper nun auch bestattet werden, etwas was Charly seinen Töchtern nicht vorenthalten wollte.

Mr. Gabriel, Sie wissen schon, wenn das alles stimmt, dass Sie sich nach spanischem Recht einer Straftat schuldig gemacht haben.

Das stimmt. Aber ich frage Sie, wer hat etwas davon, wenn Sie das jetzt alles publik machen? Es hilft weder Ihnen, die Sie den Gärtner übersehen haben. Noch hilft es Charlys Familie oder den Kindern, so kurz vor der Beisetzung, noch hilft es ihm und seiner Legende. Und hilft es der Wahrheit? - Wahrheit ist relativ. Gelegentlich auch relativ teuer.

Wie darf ich das verstehen, Señor Gabriel. Sind Sie ein Engel?

He inventado unas alas para volar, y vuelo. Azufre y rosas en mis labios. Aunque no necesito alas, porque vuelo sin ellas. Nubes y anillos en mi sangre.

Ay!

-------------------------------------------------------------------------------------------

Hier endet das Protokoll. Dem Protokoll liegt die Kopie eines Fotos bei, welches angeblich den Leichnam Charly Davidsons zeigen soll.











-------------------------------------------------------------------------------------------

Sonntag, 27. September 2009

2009-09-28 | Rudolf Maus in den Bundestag gewählt

(ddd) Berlin - Rudolf Maus von der Partei DIE LINKE hat gestern den Einzug in den neuen Bundestag geschafft. Neben den zwölf direkt gewählten Kandidaten der Partei DIE LINKE aus Berlin, Stefan Liebich (Pankow), Gesine Lötzsch (Lichtenberg-Hohenschönhausen), Petra Pau (Marzahn-Hellersdorf) und Gregor Gysi (Treptow-Köpenick) sowie Steffen Bockhahn (Rostock), Rosi Hein (Magdeburg), Harald Koch (Mansfeld), Jan Korte (Anhalt), Katrin Kunert (Altmark), Petra Sitte (Halle), Jens Petermann (Suhl) und Ralf Lenkert (Jena) ziehen noch weitere vierundsechzig DIE LINKE Listenkandidaten in den Reichstag ein, darunter auch Rudolf Maus, der bis 2005 mit der Kommunikationsexpertin Prof. Dr. phil. Ursula Maus verheiratet war und mit ihr eine gemeinsame Tochter hat.

Freitag, 25. September 2009

2009-09-25 | Was lief da mit Müller und der Frau Professor?

Aus der FAZ vom 25. September 2009:
WAS LIEF DA MIT MÜLLER UND DER FRAU PROFESSOR?
Neue Gerüchte um den fulminanten Rücktritt eines Superministers

Ulrich D. Müllers Parteiaustritt vom Juli 2008 gerät im Nachhinein in ein neues Licht. Schon Anfang des Jahres 2008 galt sein Rückzug als Supermnister als ausgemachte Sache und über ein PArteiausschlussverfahren war offen sekuliert worden, sagen jetzt Politik-Insider.


An Superlativen hat es bei der Beschreibung Müllers nie gemangelt. Er war einst der jüngste Abgeordnete der Bundesrepublik, er galt als begabtester Enkel Helmut Schmidts ... und wurde dann als größter Verräter jener Partei geschmäht, die er an die Macht führen wollte, der SPD. Derzeit, so wird berichtet, arbeite Müller an seinem politischen Comeback. Für viele ist dieses politische Kraftpaket mit Hang zum Größenwahn ein Mythos, und zu diesem Mythos gehört es, seinen Anhängern Rätsel aufzugeben mit seinen einsamen Entscheidungen. 2005 verschmähte er den ihm angetragenen Parteivorsitz, im Juni 2008 verließ er wortlos sein Super-Ministerium. Zurück blieben stets ein gelähmter Apparat und Anhänger, die nach Erklärungen suchen.

Im Juli letzten Jahres hatte Ulrich D. Müller dann ein weiteres Mal seine Genossen in Staunen und Erschrecken versetzt - mit seinem Austritt aus der Partei, die zuvor sein Leben war. Was war der Grund, hatte Müller seine Anhänger jahrelang in die Irre geführt? Weshalb riskierte ein so erfahrenes politisches Alphatier wie Müller den Teilverzicht seiner Macht, denn genau das geschah nach dem Juli 2008 in rasender Geschwindigkeit. Warum also hatte er das getan und weshalb zu diesem Zeitpunkt?

Während die Basis auch etwas mehr als ein Jahr nach Müllers Rückzug darüber rätselt, glauben einige Spitzen-Sozis die Antwort zu kennen. Für sie gibt es eine Erklärung, für sie kam der Rückzug ihres Obergenossen nicht überraschend. Es ist eine Geschichte, die seit einiger Zeit bei den Sozialdemokraten die Runde macht und sich inzwischen bis in die zweite Reihe der Partei herumgesprochen hat. Es ist eine Geschichte, in der es um die Privatsphäre geht, und die ist normalerweise für die Öffentlichkeit tabu.

Doch in diesem Fall muss sie erzählt werden, weil hier das Private höchst politische Folgen hat. Es geht um Müller, um seine Noch-Ehefrau Petra Ehrhardt, die nach wie vor familienpolitische Sprecherin der SPD in NRW ist, und es geht um Frau Professor Dr. Ursula Maus, Kommunikationsexpertin, die Ex-Frau des verstorbenen Sängers Chary Davidson und die neue Frau an Müllers Seite. Müller und Maus, so heißt es, seien sich schon lange vor ihrem ersten offiziellen Aufeinandertreffen in Bad Dürkheim nicht nur kommunikationstechnisch nahegekommen. Von einer Affäre ist die Rede, von einer Beziehung mit konkreten Folgen für die Politik, lange bevor Maus und Davidson geschieden waren.

Das Ehepaar Müller und auch die SPD-Spitze wollen sich zu dem Thema nicht äußern. Frau Prof. Maus ließ bereits eine längere private Beziehung, als bisher bekannt, dementieren. Das seien Gerüchte, "die von politischen Gegnern gestreut werden, um Herrn Müller zu schaden", ließ sie ausrichten.

Das Parteivolk beschäftigt diese Geschichte schon seit langem. Bereits Ende 2007 registrierten die Genossen aufmerksam ein Interview mit Petra Ehrhardt in der BUNTE. Angesprochen auf eine angebliche Affäre ihres Mannes sagte sie: "Gerüchte gibt es immer haufenweise, in den unterschiedlichsten Versionen." Natürlich gebe es "eine Erotik der Macht", sagte sie, und das Problem, dass viele Frauen "von dieser Erotik angezogen sind".

Doch intern scheint man seinerzeit auf Müller Druck ausgeübt zu haben. Ehrhardt als familienpolitische Sprecherin, die auf diese Art und Weise von ihrem Mann brüskiert wird? In der Parteispitze heißt es, Müller habe daraufhin im vertrauten Kreis berichtet, er müsse künftig mehr Rücksicht auf seine Frau nehmen - offensichtlich eine Lüge. Der Chef fehlte dann im Frühjahr 2008 bei Vorstandssitzungen in Berlin, seine Präsenz während der Sitzungswochen des Bundestages reduzierte er auf das Nötigste. Noch war "Ulli", wie ihn in der Partei fast alle nannten und nennen, da Bundestagsabgeordneter und Parteichef. Aber in der Parteispitze wagte kaum jemand eine Wette darauf, wie lange das so bleibt. Er wusste, was da über ihn geredet wird, hatte seine Zuträger.

Die Erosion seiner Autorität hatte also Anfang 2008 längst begonnen. Das Schwächeln eines ihrer Spitzenpolitiker führte in der SPD, wie der großen Koalition, dazu, dass lange schwelende Konflikte in aller Öffentlichkeit ausgetragen wurden. Müllers Dauerkritik an verschiedenen Regierungsentscheidungen, die völlige Verkennung der Verhältnisse in der rot-roten Wowereit-Koalition in Berlin, die er zur "Abkehr von der einstigen SED-Politik, die es immer noch in der Linkspartei gibt" (Zitat von Müller) zwingen wollte, führen zu einer parteiinternen Rüge, die sich Müller im Sommer letzten Jahres so nicht gefallen ließ. Er trat erst als Superminister zurück und dann trat er auch noch aus der SPD aus. Erst anschließend, so die Legende, traf er auf Ursula Maus, die zu diesem Zeitpunkt schon geschieden war, ließ sich von ihr coachen, beide verliebten sich und lebten seither zusammen.

Die Wahrheit, sieht aber möglicherweise ganz anders aus - wie so häufig bei Politikern in den vergangenen Jahren.

Samstag, 19. September 2009

2005-11-27 | Davidson redet über seine Scheidung

Von Melanie Zerbst für das INSIDE-MAGAZIN:

Schwarze Brille, graues Jackett, konzentrierter Blick. Charly Davidson hat sich kurz vor seinem 48. Geburtstag, den er am 1. Dezember feiert, für das Gespräch im Restaurant des Hotels Mercure einen Esstisch ausgesucht. Für seine Kritiker ist der gebürtige Waliser ein Berufsmelancholiker. Auch beim Interview brach der Rockpoet nicht in Gelächter aus. Dafür erzählt Davidson offen und durchaus mit Engagement über Panikattacken, die Scheidung von seiner langjährigen Ehefrau Sabine und sein Album "Reizwolf".


"Von Anfang der 90er-Jahre an hatte ich oft Panikattacken", sagt Davidson. "Drei unterschiedliche Therapien habe ich absolviert. Das waren gute, anregende Gesprächsrunden, aber sie brachten mir nichts. Erst eine weitere Therapie bei Dr. Gabelsberger hat etwas bewirkt." In der Nähe von Jena bewohnt Davidson ("Überflieger") mit Lebensgefährtin Ursula und deren 16-jähriger Tochter ein Haus, "bürgerlich deutsch", wie er kommentiert. Über die Trennung von seiner Ehefrau sagt der Sänger und Komponist: "Die Scheidung haben wir nun hinter uns. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist: Jetzt fangen neue Probleme an. Meine Lebensgefährtin und ich wollen so bald als möglich zurück nach Jena in das Haus am Saalbahnhof, dorthin, wo auch meine Studios sind. Da lebt noch meine Ex-Frau mit den Kindern und die muss nun ausziehen. Das dauert."

Der neuen Frau an seiner Seite, Berlinerin und von Beruf Kommunikationsexpertin, begegnete Davidson erstmals vor Jahren in einem Suhler Kulturzentrum. Er las aus seinen Büchern und faszinierte seine "Uschi" sofort. Die war erher zufällig in Suhl und schenkte Davidson nach der Lesung spontan ein Buch von Marc Bolan, das sie bei sich hatte. Es dauerte nicht lange und man lief sich noch das eine oder andere Mal über den Weg und beide verliebten sich ineinander.

"Warum ist das so spät geschehen?" heißt es in einem Song auf "Reizwoilf" - hat Davidson ihn für "Uschi" getextet? "Meine neue Frau mag vielleicht der Anlass gewesen sein, über so etwas zu schreiben. Aber das ist für mich nicht wirklich entscheidend. Erfundenes kann genauso gut sein." Einen Lieblingssong hat Davidson auf seiner neuen CD nicht. "Ich liebe ... ich liebe doch alle ... alle meine Songs ... na ich liebe doch ... ich setzte mich doch dafür ein.", sagt er und ist für diesen einen Moment, in den Erich Mielke-Jargon verfallend, gar nicht mehr melancholisch.

Freitag, 11. September 2009

2001-09-11 | So weit so gut ... (Revisited)

Erschüttert von der Ereignissen des Vortages schrieb Charly Davidson am Morgen des 12. September 2001 seinen Text "So weit, so gut". Der Text, geschrieben während eines Meetings bei seiner Plattenfirma GLOBA in Köln, blieb bis heute unverändert. Charly dazu später in der Sendung "Erkläre Deinen Text" beim Süddeutschen Rundfunk:

"Es war nur skuril zu nennen: Um uns herum schien die Welt einzustürzen und trotzdem hatte niemand bei der GLOBA den Mut dieses, ich muß es einmal so sagen, Scheiß-Treffen, das völlig bedeutungslos war, abzusagen. Dabei hatte die GLOBA selbst auch ein Büro im WTC gehabt. Und trotzdem beharrte man auf dem Treffen und will anstehende Probleme beim Musikmarketing besprechen, am Morgen des 12. September 2001.

Ich glaube, ich saß stumm am Tisch und dabei kam mir der Gedanke 'Du mußt jetzt einen Text schreiben' und das tat ich auch. Die Worte kamen direkt aus meinem Kopf in die Hand und ich schrieb ohne Plot, einfach 1 zu 1, was mir einfiel:

Kein Flug geht nach New York / Wir sitzen im Boot
Gespenstische Stille / Der Kompass ist tot.


Es war ja tatsächlich so, daß alle Flughäfen gesperrt waren. Und wir alle, die ganze westliche Welt, saßen in einem Boot, wußten nicht, was wir zu dem gerade erlebten sagen sollten und es gab keine Richtung, in die wir uns hinbewegen wollten.

Staub auf der Brille / Wir wischen ihn weg
Doch er kommt immer wieder / Wohin mit dem Dreck?

Der Staub war mein bestimmender EIndruck vom Einsturz des WTC. Eine feste Burg war binnen Sekunden versc hwunden undnzu Staub zerfallen. MAn versuchte ihn zu bändigen, doch er kam immer wieder, beherrschte alles.

Durch salzige Seen / Vorbei an Bergen von Schutt
Fassungslos staunend / Geht alles kaputt
Was so viele Jahre lang / Trotzend entstand -
Staub in der Luft / Und Angst auf dem Land.

Ich denke dazu brauch ich nicht Weiteres zu sagen.

So weit so gut, so nah so schlecht / Jetzt ist die Zeit, da wird gerächt
Was seit jeher ein Geld-Scheingefecht / So weit so gut, so nah so schlecht.

Jedem war damals klar, daß die Anschläge auf die USA ein Rachefeldzug waren. Da brauchte man keine Bekennerschreiben, um sich dessen sicher zu sein. Aber diese Rachefeldzüge gab es ja auch schon zuvor mit vielen Toten. Nur unteressierte das kaum. SO WEIT SO GUT ... also dachte sich Osama Bin Laden etwas Großes aus, das die Menschen der westlichen Welt nicht mehr ignorieren konnten. Hat man diesen Code geknackt, dann erkärt sich alles weitere im Text von selbst.

Symbolische Taten / Verübt ohne Wort
Das CNN-Studio / Ist der sicherste Ort
Die Welt, die sieht zu / Schaut in ein finsteres Loch
Wir hören die Botschaft / Allein der Glaube fehlt noch.

Doch alles wird anders / Wir ahnen es schosn
Die Unschuld hat verloren / Sie schlich sich davon
Und die einen, die jubeln / Und die andern sind still -
Es sind immer die Falschen / Deren Gott Rache will.

So weit so gut, so nah so schlecht / Jetzt ist die Zeit, da wird gerächt
Was seit jeher ein Geld-Scheingefecht / So weit so gut, so nah so schlecht.


Das alles entstand am Morgen des 12. September 2001; das Meeting begann um 9 Uhr und endete um 11 Uhr 20. Der Text ist wohl zwischen 9 Uhr 30 und 10 Uhr entstanden und ich habe ihn schon um 12 Uhr via E-Mai auf Reisen geschickt. Ich glaube Heiner Lürig, der Produzent von Heinz Rudolf Kunze, war einer der ersten, der ihn erhielt, unmittelbar nach meiner jetzigen Frau."

Donnerstag, 30. Juli 2009

2008-09-11 | Brief an die Geschäftsführer des Wiegand-Verlags

Am 11. September 2008 schrieb Charly Davidson einen Brief an die Geschäftsführer des Wiegand-Verlages:

"Zum Sterben auf die Insel" - Ihr Bericht über mich in NEU & AKTUELL Nr. 36/2008

Sehr geehrter Herr Viezmann, sehr geehrter Herr Baringer,

sicherlich werden Sie sich wundern, dass Sie diese Zeilen von mir erhalten. Denn wenn Sie dem Beitrag aus Ihrer Zeitschrift NEU & AKTUELL vom 2. September 2008 Glauben schenken, steht es "traurig um meine Gesundheit", denn ich habe mich "zum Sterben auf die Insel" zurückgezogen. Meine "Seele hofft" aber nicht "nur noch auf ihre Ruhe", sondern verspürt vielmehr den Drang nach sauberer journalistischer Berichterstattung. Ich muss doch sagen, dass ich mich sehr über den Artikel zu meinem angeblichen Gesundheitszustand gewundert habe und mich fragte, wie Ihre Redaktion nach einem Telefongespräch mit meiner Tochter, das diese zudem auch noch abbrach, als Ihr Mitarbeiten endlich erklärte, was er mi dem Anruf bezwecke, zu dieser unseriösen Diagnose kam. Besonders dreist finden meine Tochter und ich die Textpassage "plötzlich brach seine Tochter das Gespräch ab, so nah ging ihr das Schicksal des geliebten Vaters".

Ich fühle mich, wie ich versichern kann, gesund und stark genug, um noch viele Jahre zu leben. Erst am vergangenen Freitag habe ich im schweizerischen Winterthur für meine künstlerische Arbeit den "Electro World Award" entgegengenommen. Daher bin ich weder "schlapp" noch habe ich "Deutschland den Rücken gekehrt". Mir geht es gut und schon bald werde ich wieder in die Führung meiner Firmen zurückkehren.

Ich möchte Sie auffordern, in Zukunft Ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht nachzukommen und Ihre angeblichen "Tatsachenberichte" besser zu recherchieren.

Charly Davidson

Donnerstag, 23. Juli 2009

2007-07-31 | Bekenntnis: Charly Davidson war von Schmerztabletten abhängig

Er gehört zu den bodenständigen und trotzdem unkonventionellen Musikern Deutschlands: Jetzt sprach Charly Davidson erstmals offen über seine Tabletten-Abhängigkeit.

Frankfurt - Deutsch-Rocker Charly Davidson überrascht mit einem offenen Bekenntnis: In einem Interview mit dem TAGESSPIEGEL AM SONNTAG, welches am 05. August 2007 veröffentlicht werden wird, hat der 49-Jährige zugegeben, von Medikamenten abhängig gewesen zu sein.

„Ich bin eher durch Zufall darauf gekommen, dass bei mir die Einnahme einer bestimmten Schmerztablette, wenn ich überhaupt gar keine Schmerzen habe, eine Euphorie auslöst, die etwa die zwei Stunden des Konzertes andauert. Genau das war es, was ich auf meinen letzten Touren brauchte und das war ein unfassbarer Selbstbetrug.“, sagte der Musiker dem TAGESSPIEGEL. „Mehrere Jahre habe ich dieses Konstrukt für meine Auftritte benutzt. Dies obwohl ich ein viertel Jahrhundert davor einen Song über genau diese Situation geschrieben hatte.“, weiß Davidson.

Wie lange er abhängig war und wie Davidson den Absprung schaffte, verrät er nicht. Er habe allerdings schon vor einiger Zeit gemerkt, dass das nicht der richtige Weg sei. „Die Tabletten wieder einzunehmen, anzunehmen, war für mich keine Option, denn früher gab es auch schon mal Entzugserscheinungen, wenn das Zeug nicht mehr richtig wirkte. Beim Rasieren habe ich da schon mal gleich noch die Hälfte meines Kopfhaares mit entfernt oder ich habe mich mehrmals auf der Bühne knapp neben einen Stuhl gesetzt. Sie erinnern sich? Das Publikum feierte diese Einlage immer als Metapher, aber es war bitterer Ernst. Da wurde es höchste Zeit, meine Abhängigkeit von der Firma Merckle Ratiopharm zu beenden.“, sagte der Sänger.

Charly Davidson ist bekannt als Deutschrock-Sänger und Elektronikmusiker, gilt als der Erfinder der „Lounge Musik“. Seit Anfang letzten Jahres ist er mit der Kommunikationsexpertin Ursula Maus, verheiratet und arbeitet seit einigen Jahren auch erfolgreich als Literat.

Freitag, 10. Juli 2009

2009-03-10 | Davidsons Instrumentensammlung

Charly Davidson hinterlässt Musik für die Ewigkeit. Und ein illustre Muskinstrumentensammlung. Besonderheit: Alle Instrumente funktionieren noch. MUSIKMOMENT hat sich Davidsons Sammlung genauer angesehen.

"Ich durfte exklusiv in Charly's Studio, nach dessen Tod. Ein ganz blödes Gefühl, weil es doch seine Sammlung, sein persönliches Eigentum ist. Aber wenn Legenden abtreten, geht auch immer ein Stück der eigenen Vergangenheit. Ob man nun Fan war oder nicht. Mir war der gute Charly immer ein bisschen zu provokativ, teilweise verschroben, seine Musik ein Extrem zwischen Advangarde und Massenkompatibilität. Der Blick in Charly Davidsons Studio ist übrigens nicht erst seit seinem Ableben möglich. Popgrößen wie DEMODE PECH, Roger Watts und 2You produzierten hier ihre Alben.

Damit ist es nun vorbei, das Studio soll versteigert werden. Im Internet gibt es auch einen virtuellen Auktionskatalog voller großer und kleiner Davidson-Schätze. Echte Freunde wären Charly und ich wohl nie geworden - aber, mein Gott, hatte der Kerl coole Musikinstrumente! Ich kann sie sehen, wie sie in Regalen aufgereiht sind, unverpackt aber trotzdem nicht verstaubt ..."

Freitag, 3. Juli 2009

2007-07-03 | Mehr über Ursula Maus


Eintrag auf der Webseite von Frau Ursula Maus vom 03. Juli 2007:


"Deuschlandweit bekannt als eine visionäre Vordenkerin ist Frau Prof. Dr. Ursula Maus als Buchautorin, Dozentin, Expertin und Beraterin für Kommunikationsfragen tätig. Allein im Jahr 2006 sind mehr als 20 Artikel über ihre Arbeit erschienen, u. a. in der ZEIT, dem FOCUS, dem TAGESSPIEGEL oder der Illustrierten BUNTE.

In den letzten Jahren hielt Frau Prof. Dr. Ursula Maus Vorträge bei den Konferenzen KOMM-UNI, I.G.E.L., MENSCH UND WELT, KOMMUNIKATION: GESTERN - MORGEN - HEUTE oder dem TALK/TALK FORUM und führte Führungskräfte-Schulungen durch, u. a. bei SUBWAYS, L’OREAL, APPLE sowie verschiedenen Mediafirmen. Seit 2003 ist sie bei der Aktion EINFACH ZUHÖREN der Bundesregierung aktiv, seit 2006 Professorin der Universität Duisburg Essen. Zuvor arbeitete sie fast zwei Jahrzehnte als Führungskraft in beiden Teilen Deutschlands.

Im Laufe der Jahre hat Frau Prof. Dr. Ursula Maus verschiedene Konzepte, Trainingsmethoden und Seminare zu dem Themen Kommunikationscoaching und Karriereberatung entwickelt, hält Workshops und Moderationen zu den Themen, bereitet Klienten Individuell auf Reden für geschäftliche und gesellschaftliche Anlässe vor.

In dem Buch „Kommunikation? - Ja, bitte!“ von Joachim B. Brockhaus wurde Prof. Dr. Ursula Maus als wegbereitende Visionärin für die Branche beschrieben. Ihre eigenen Bücher „Soziale Kommunikation“ und „Es gibt kein Kommunikationsproblem“ zählen inzwischen zur anerkannten Fachliteratur.

Frau Prof. Dr. Ursula Maus erreichen Sie unter der E-Mail-Adresse: direktkontakt@u-ma.me"

© Ursula Maus 2005-2007 www.u-ma.me

Montag, 29. Juni 2009

1994-06-26 | Sind tote Musiker die besseren Künstler?

fragt sich Bertrand Titz und hat hierzu ein Interview der Yellow-Press-Postille AKTUELL gelesen.

Ein Künstler zieht sich in die eigene Vergangenheit zurück: Deutsch-Rock-Elektroniker Charly Davidson will keine neuen Songs mehr schreiben und bastelt lieber an einem Monument.

Der als Charly Davidson bekannte Sänger und Komponist Karl David Korff, seit 1982 in der deutschen Musikszene nicht mehr wegzudenken, entsagte jüngst in der TV-Late-Show von Thomas Gottschalk offiziell dem Showrummel, trat bei der TV-Legende flegelhaft und mit Zottelbart auf. Und Davidson erklärte, er wolle fortan nur noch als Literat arbeiten.

Nun lies sich der Musiker von der Boulevard-Zeitschrift AKTUELL interviewen und präzisierte dabei seine Pläne. Angesprochen auf sein aktuelles Album "Massenkampf", das sich immer noch in den Top 50 der Deutschen Albumcharts hält, sagte er, dass er keine neuen Songs mehr schreiben würde und "Massenkampf" sein letztes reguläres Album sein wird.

Grund für das Ende: Charlys Ärger mit den Medien und vor allem den Plattenfirmen. "Gegen Ende des 20. Jahrhunderts scheinen viele Leute in verantwortlichen Positionen nicht mehr an ihre Mission zu glauben: Würde sonst das Traditionslabel EMI Elektrola nicht Helge Schneider unter Vertrag nehmen und dafür renomierte Musiker ziehen lassen. Oder der Sony-Konzern zum Beispiel, er kaufte zuerst das CBS-Label auf, entließ dann aber viele CBS-Künstler aus ihren Verträgen , baut nun neue Stars auf. Das haben so großartige Menschen wie etwa Ulla Meinecke nicht verdient." Doch Davidson geht noch weiter in seiner Kritik. "Erst wenn Du tot bist", sagte er der Zeitschrift AKTUELL "wirst Du wieder interessant für diese Labels" und er erinnert an Heiner Pudelko, der letztes Jahr starb, und dem dessen alte Plattenfirma WEA unter dem Titel „Mit artigsten Grüßen“ nun eine Kompilation widmete.

Das rege an zum Nachdenken, sagt Davidson. Es sei erstaunlich, "daß den Musikfans deren Lieblingsmusiker am liebsten tot serviert werden, weshalb sie der Gegenwart latent misstrauen." Ach ja: GLOBA, seine Plattenfirma, reihe er da nicht ein; ein Schelm, wer daraus die falschen Schlüsse zieht. Er, Davidson, jedenfalls widme sich derzeit neben seinen literarischen Exkursionen einer musikalischen Großproduktion, die er 1992 begonnen habe. Aus Songs und Liedfragmenten verschiedener Jahrzehnte baue er ein "Monument" zusammen; so solle das Werk dann auch heißen.

Neuneinhalb Stunden lang werde es sein und damit wohl das längste Musikstück der Welt. Bei welchem Label es erscheinen wird? Davidson habe gegrinst, so berichtet die Interviewerin der Zeitschrift AKTUELL, sich durch den Bart gestrichen und geschwiegen.

Dieser Text ist erschienen bei ororor-press © 1994; das Interview erschien in AKTUELL © 26/94

Dienstag, 23. Juni 2009

1984-09-22 | Verfolgt und trotzdem aufgenommen

Liedermacher Charly Davidson mit Begleitung auf Tournee
Tillmann Wächter berichtet © Neue Presse, Ausgabe 38, 1984

Irgendwie anstrengend muß es sein, erfolgreich zu werden: „Oh, Offenbach war schwierig! Sieben Zugaben hat man uns abverlangt! So einfach wollten die uns nicht von der Bühne lassen!" Charly Davidson läßt sich, ebenso müde wie stolz auf einen Stuhl in der Kneipe des JuZ in Selbstverwaltung in Fechenheim fallen, nur drei Kilometer von Theater Offenbach entfernt. Sein Konzert mit der vierköpfigen 'Begleitung' war schrecklich gut. Das Heim-Publikum (Davidson hatte fünfzehn Jahre in Offenbach gewohnt) war gar nicht zu bändigen. Nun freut sich der in Wales geborene Sänger mit deutschen Wurzeln in gespielter Gelassenheit über seinen Erfolg. Aber Charly Davidson hat ja recht: Seine mittlerweile dritte Schallplatten-Tournee durch die Bundesrepublik läuft, trotz mäßigen Erfolges der zwei ersten Langspielplatten, dank des neuen Albums 'Zeichensprache' und Platz 9 der Hitparade überraschend erfolgreich. Nicht wenig Anteil daran hat ein Hit, der gar nicht so geplant war.

'Man soll nicht alles machen, was gut riecht' lautet das extravagante Motto seiner spätsommerlichen Reise durch die deutschen Konzertsäle und Clubs. Es klingt wie eine gut gemeinte Empfehlung an die wegen der NATO-„Nachrüstung“ verzagenden Menschen: Habt keine Panik, der Retter in Gestalt von Charly Davidson naht! „Ich bin des Ausweg aus dem kalten Krieg. Frieden schaffen ohne Waffen. Mit Musik gegen den Krieg ist meine Devise“, schreibt er in einer Pressemitteilung zur Tour und signalisiert damit auch, daß seine Band 'Begleitung' eben doch nur eine Begleiung für Charly D. ist.

Davidson hat ein besonderes Geschick dafür, sich mit Ereignissen dieser Welt in Verbindung zu bringen, seien sie kultureller oder politischer Natur. In einer selbst verfaßten kurzen Biographie, die von seiner Plattenfirma vertrieben wird, erfahren wir über sein Geburtsjahr „1957: die 'Pamir' sinkt, Alfred Döblin stirbt, Charly Davidson wird geboren.“ Welch Wunder! So wird also die Lücke, die der jüdische „Alexanderplatz“-Schriftsteller hinterlassen hat und der Tod von 80 Schulschiffmatrosen wettgemacht: durch ein Waliser Auswandererkind. Glaubt Davidson wirklich, dass der Lauf der Welt so ist?

Abseits der Großspur gibt Davidson aber tatsächlich zu großen Hoffnungen Anlaß: Mit fünfzehn Jahren baut er sich 1973 einen ersten eigenen Synthesizer, mit siebzehn gründet er eine Folkband, mit neunzehn, im wilden Herbst 1977, ist er Sänger in einer Politrockband und hat gerade mal einfach so David Bowie in Berlin besucht und ihn auf die Idee für den Titel 'V2 Schneider' gebracht, mit einundzwanzig tingelt er mit seinem ersten literarisch-kabarettistischen Programm durch die Lande, mit dreiundzwanzig wird er von der Plattenfirma BLUE LIPS entdeckt und erhält sofort einen Plattenvertrag über gleich drei Produktionen, der es ihm ermöglicht eine eigene Band, die er 'Begleitung' nennt, zusammenzustellen.

1982 veröffentlicht Charly Davidson sein erstes, vielbeachtetes Album 'Kontaktaufnahme', das auch im gleichen Jahr mit der 'Goldenen Liese', dem Göttinger Kleinkunstpreis ausgezeichnet wurde. Letztes Jahr brachte er mit 'Das kleine Mal' eine weitere, vor allem wegen ihrer Texte, hoch gelobte Platte auf den Markt, die aber kommerziell weitgehend erfolglos blieb. Doch namhafte Kritiker sind nun überzeugt von seiner Größe, Rundfunk und Fernsehanstalten hofieren ihn. Wie kann da jemand, dessen Schwäche Bescheidenheit ist, die nötige Selbstkritik erlangen, ohne die ein intellektuelles Œuvre kaum denkbar ist?

Charly schaffte es, denn das diesjähige dritte Album brachte ihm überraschend seinen ersten Chartserfolg: 'Buschmann' und gleich schimpfte die intellektuelle Elite. Fritz J. Raddatz wetterte in der ZEIT: „Versatzstücke deutscher Klassik mit ihren sprachlichen Archaismen wechseln mit Ausdrücken der Gegenwartssprache, die zu singen jedes Menschen Kehle sich weigern müßte." Doch singen will und muß Charly Davidson auch weiterhin und kann es wohl auch unbesorgt, denn neben seiner eigenen Plattenfirma, die ihren Vertrag mit ihm verlängern will, stehen, nach eigener Aussage, nun auch große Plattenlabels vor seiner Tür und bitten um Einlass. Nehmen wir nur einmal den Song "Dolmetscher":
In Intellektuellenkreise wurde der Text ja hinreichend diskutiert, aber man ist geneigt sich zu fragen, ob das Publikum versteht über was es in dem Song geht, nämlich um Pädophilie, um die Liebe eines Lehrers zu einem Schüler. Er scheint nicht absurd, anzunehmen, daß man hier im Publikum wahrscheinlich nur verstanden, daß da Einer einem was zu sagen hat - egal was auch immer.

Charly Davidson ist ohne Frage ein sehr talentierter und ehrgeiziger Mensch. Es gibt eine ganze Reihe von schönen, gelungenen und unprätentiösen Davidson-Liedern, doch es gibt noch eine viel größere Anzahl von Liedertexten, die in ihrem unbedingten Willen zur literarischen Größe oft knapp, aber deutlich daneben gehen. Wer sich auskennt in der Literatur, der liest ohne Probleme die Vorbilder heraus, an denen Davidsons Sprache sich formt. Man ahnt dabei, nach wievielen Seiten er sich umschaut, bevor ein paar Worte zu Papier gebracht werden. Und wenn Charly komisch sein will, kommt ihm manchmal die Unfreiwilligkeit zu Hilfe. So beginnt sein Lied 'Gleich werde ich eine Suppe mit ihr essen' mit den Zeilen: „Ich sitz' hier / und Du sitzt da / und ich weiß nicht / wo ich wohl war / als Du in mein Leben / geraten bist / lass mich raten / wer Du bist.“

Nun mag einer einwenden, das sei alles Absicht, Ironie, bewußte Irreführung der Kulturschaffenden. Indes: Ich glaube das nicht. Ich glaube vielmehr, daß die größte Schwäche von Charly Davidson eine mangelhaft entwickelte Beurteilung eigener Stärken ist. Ihm fehlt die Distanz von seinen Texten, der Humor, Textfragmente zu zerknüllen und lachend über die eigene Einfalt wegzuwerfen. Das klingt paradox: Jemand, der Wortwitz hat, muß doch auch Humor haben! In diesem Fall fürchte ich: nein. Dieser Mann nimmt sich selber viel zu ernst. Jedenfalls auf Platte. In den Konzerten macht er es anders und besser. In den Pausen zwischen den Liedern bringt er Literarisches zu Gehör, teils gereimte, teils prosaische Statements zur Lage der Nation, der Welt und der Menschheit. Seit 1978 macht er das schon und hat es, wie er gerne zugibt, bei Hanns Dieter Hüsch abgeschaut.

In diesen Momenten ist er in seiner literarischen Qualität unberechenbar. Bei diesen Vorträgen, denen die muskalische 'Begleitung' meist tumb und beschäftigungslos folgt und vor allem auf das Ende des Textes zu achten scheint, ist Davidsons Sprache nicht nur beeinflußt, sondern geradezu überspült von Hüschschen Stilelementen. Da schwatzt Davidson virtuos wie sein Vorbild über was weltpolitische im Privaten, das Triviale im Erhabnen, die Poesie der nackten Wahrheit. Das wird vom Publikum sofort begriffen und heftig beklatscht. Zwar hat man das, über was er erzählt, auch schon vorher gewußt. Aber Davidson läßt einen erleben, daß es anderen Menschen wohl auch so geht wie ihm oder seinen Protagonisten. Selbstläufer sind dabei Allgemeinplätze wie „Wer politische Sendungen im Fernsehen einschaltet, der kann getrost abschalten“ - hier kann er sich der Akklamation des Publikums gewiß sein.

Viele seiner kurzen Pointen, saugen die Zuhörer mit wahrer Lust derart auf, daß man denkt, er müßte selbst erschrecken über die Lachbereitschaft seiner Zuhörer, denn, wenn er wirklich einmal etwas Wichtiges zu sagen hat, etwas, das ihm ernst ist, reagiert das Publikum oft irritiert und wartet auf den Gag. Das zeigt, daß er eben noch kein guter Entertainer ist, der sein Publikum nach Belieben beherrscht. Charly Davidson möchte der empfindsame Bohème sein, der vom Publikum auch für seine Späße geliebt wird; ein Otto Waalkes auf höchstem intellektuellen Niveau.

Wohl aus deshalb soll seine nächste Platte, die ein Abbild der Tournee sein wird, nicht einfach nur 'Livealbum' heißen sondern - man höre und staune - 'Verfolgt und trotzdem aufgenommen'. Das ist es, was Charly D. wirklich beherrscht: den Spagat zwischen allen Stühlen.


----------

Anmerkung: Offensichtlich ist jedermann käuflich. Nach diesem vernichtenden Artikel beauftragte die GLOBA
Tillmann Wächter damit,die Presse-Info für die Tour 1985 zu verfassen (wie man später erzählte, im Auftrag von ChD).

Samstag, 16. Mai 2009

2000-09-30 | Eine entschärfte Rebellion

"Charly Davidson in der Offenbacher Stadthalle"

(FP) - So kennt man ihn. Charly Davidson, der Erfinder des deutschen "Problembewältigungs-Rocksongs", hob wieder den moralischen Zeigefinger. "Schlangenbeschwerer" nennt er seine aktuelle Tour. Das von ihm textlich in die Mangel genommene Volk hängt weiter an seinen Lippen. Trotzdem - oder gerade deshalb?

Die engen Glastüren der Offenbacher Stadthalle saugen die mutmaßlich nach anderer Unterhaltung, als derzeit angesagt, strebenden Musikfans hinein. Heute dürfen sie mal wieder ganz betroffen sein über die Ungerechtigkeitt der Welt, dürfen vom fairen Umgang mit Werten und Menschen träumen, trotz Teilnahme am Marenge-Kurs und 7er-BMW. Der Mann der dies möglich macht ist auch nach mehr als drei Jahrzehnten 'on stage' immer noch ein Straßenfeger: Charly Davidson Man kommt zahlreich und pünktlich, denn "Deutschlands letzte Hoffnung auf den Pop-Olymp" (Davidson über Davidson) hat zur musikalischen Moralpredigt gerufen. Pünktlich ist - soviel Deutsches muss eben sein - auch ChD, denn der fängt minutengenau an.

Gutgelaunt, mit ebenso motivierter Begleit(ung)-Band, legt er los. Es ist der Beginn eines Feuerwerks an Wortspielen und Metaphern. Schonungslos seine Kritik an der Welt und dem Kapitalismus, bitter die Bestandsaufnahme zum Zustand der Deutschen Musik und Jugend. Im Allgemeinen sowieso und im Speziellen natürlich über den Zustand von Parteien, Dieter Bohlen und jedem Einzelnen von uns.


Als wolle er die heutige Generation, die seine Platten schon lange nicht mehr kauft und dem Konzert gar nicht beiwohnt, weil sie lieber Moses Pelham oder Sabrina Setlur zuhören, mit Gutmensch-Argumenten beschwören, berieselt Charly Davidson gießkannengleich als Ausgleich seine anwesenden Zuhörer. Das kommt bei denen, die gekommen sind, trotzdem gut an: fast alles in die Jahre gekommene Fans, die er "Lichtblicke" nennt. Jede Pointe wird von ihnen frenetisch bejubelt und fast könnte man glauben, von nun an werde die Welt wirklich ein klein wenig besser sein. Aber Alleswisser-Charly selbst raubt den Anwesenden diese Hoffnung. Alles werde so bleiben, wie es ist, sagt er, sich selbst dabei jedoch ausnehmend. "Mit mir war schon immer alles anders" skandiert er ins Publikum und das bejubelt ihn dafür.

Mit zunehmender Dauer des Konzertes konzentrieren sich Charly Davidson und seine Mannen dann doch mehr und mehr auf die Musik, guter Deutsch-Rock mit Elektronik Elementen inklusive eines hörenwerten Synthesizer-Solos des Meisters. Das kann er und das macht auf seine unverwechselbare Art wie kaum ein Zweiter. Und so wird aus der Menschen-Schlangen-Beschwerde letztlich doch ein erlebenswertes Konzert mit einem Hauch weiter Welt und der notwendigen Prise Rebellion. Entschäft natürlich, damit man sich danach nicht am Boden zerstört sondern ein klein wenig besser fühlt.

Von Peter Takt geschrieben für die FRANKFURTER PRESSE

Samstag, 9. Mai 2009

2005-07-17 | Der Reizwolf mal ganz zahm

Interview mit Charly Davidson im ONLINE DIENST:

Herr Davidson, Ihre Karriere begann damals mit der Teilnahme an einem Singer-/Songwriter-Wettbewerb im Planetarium Stuttgart. Später haben Sie im Fernsehen, quasi als Pionier von Sendungen wie "Deutschland sucht den Superstar" und "Popstars", die Castingshow für Musktalente wieder hoffähig gemacht. Was halten Sie von derartigen Wettbewerben? Was bringen diese dem Künstler?

Das kommt auf den Wettbewerb an. In meinen Augen war der Vorzug bei mir damals und bei dem, was ich für RTL gemacht hatte, und was ja schnell weider eingestellt wurde, und das scheint mir der Gegensatz zu dem zu sein, was man heute im Fernsehen sieht, dass komplette Talente gesucht wurden. Also Leute, die nicht nur irgendwas nachsingen, was ihnen eine Jury vorgibt, sondrn mit ihrem eigenen Material angetreten sind. Heute wird angeblich ein Popstar gesucht, also im Grunde jemand, der jahre- oder jahrzehntelang die Leute mit seinen Songs erfreut, aber gefunden wird ein kurzlebiges Windei, gedrillt zum Nachahmer und nicht motiviert zur eigenständigen Persönlichkeit.

Aufgrund des heutigen Überangebots an Nachwuchsmusikern müssen Künstler immer stärker vermarktet werden, um nicht als Eintagsfliegen zu enden. Inwieweit geht dabei die Individualität, künstlerische Freiheit und die musikalische Qualität verloren?

Ich weiß gar nicht, ob das Angebot heute so viel größer ist als früher. Ich habe manchmal den Eindruck, zwischen 1965 und 1985 war die Musikszene noch sehr viel lebendiger und es gab vor allem auf der Bandseite eine unheimliche Landschaft von Leuten, die was versucht haben. Ich habe manchmal den Eindruck, das ist eher ein bisschen weniger geworden. Und bei diesen Shows im Fernsehen, die das nun heranzüchten auf ihre spezielle Art und Weise, da melden sich ja auch viele Leute, die wirklich unbedarft sind. Die werden dann auf eine Weise fertig gemacht und gedemütigt, dass ich mir gar nicht erklären kann, warum man sich dem freiwillig aussetzt oder warum nicht Papa und Mama oder gute Freunde mal vorher sagen: „Mein Kind, lass das. Da hast du keine Chance“. Da sind ja auch wirklich viele talentfreie Talente dabei. Es ist schwerer geworden, finde ich, seinen Weg zu finden, weil diese Fernsehshows falsche Vorbilder generieren, weil sie meiner Meinung nach den falschen Ansatz haben und weil draußen im Lande die Situation sich live zu erproben viel schwieriger geworden ist. Es gibt ja kaum noch wirklich kleine Clubs, wo man einfach mal auftreten darf, auch wenn man noch nichts ist. Und das ist eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. Man muss schon was sein, um auftreten zu dürfen, und wie wird man denn was, ja, wenn man auftritt - eigentlich. Und das ist teuflisch und dadurch für die jungen Leute von heute viel, viel schwieriger geworden.

Aktuell überschwemmt eine neue deutsche Singer-/Songwriter-Welle die Musikszene und das auch noch sehr erfolgreich. Wie bewerten Sie die Qualität dieser Künstler?

Ich finde es ganz gut, dass diese Frage, die ich noch, und meinesgleichen, also Grönemeyer, Kunze, Westernhagen und wie sie alle heißen, früher öfter im Radio beantworten mussten: „Warum singen sie eigentlich in Deutsch?“, Geschichte geworden ist. Heute ist es doch im Gurnde egal, ob man nun englisch oder deutsch singt. Man sollte aber, früher wie heute, nicht bergessen, dass man seine Muttersprache maskiert, wenn man anstatt in Deutsch in Englisch singt. Also, ich für meinen Teil kann ja sehr gut englisch, bin in Wales geboren und aufgewachsen, aber ich würde mich nie trauen eine durchgängig englische Platte zu schreiben, weil ich einfach weiß, wie blöse das ist, wenn jemand aus Bristol oder aus Liverpool nicht an irgendeiner Stelle eines Songs totlacht, genauso wie wir uns wahrscheinlich totlachen würden, wenn ein Engländer auf die Idee käme, Texte in Deutsch zu schreiben und die dann auch noch , womöglich falsch betont, zu singen. Also, da trau ich mich gar nicht ran. Und die Idee, dass man so es leichter zur internationalen Karriere hätte ist ja im Grunde eine Seifenblase, denn die Erfolgsquote ist vielleicht 10.000 zu 1. "Ist doch gar nicht so schlecht die Quote", hat mir mal eine junge Dame geantwortet. Also, ich weiß nicht. Wenn ich mir ein Fußballstadion vorstelle, gut gefüllt, und jemand würde sagen: Alle im Stadion müssen sterben bis auf einen oder eine - also, ich würde zusehen, dass ich da so schnell wie möglich rauskomme.

Was ist noch wichtig für einen Nachwuchskünstler außer der Überlegung, in welcher Sprache er seine Texte singt?

Originalität ist für mich das Wichtigste. Und ob man nun so gut singen kann, wie Luciano Pavarotti, das ist mir relativ egal, das interessiert mich nicht. Nachgemachtes interessiert mich nicht.

Wie schmal ist dabei der Grat zwischen Kredibilität und Kommerz?

Sehr schmal. Man muss schon, wenn es etwas werden soll, Glück haben, dass jemand von der Plattenindustrie das mitkriegt, der den nötigen Mut aufbringt und das nicht „auf die Schnelle“ produziert, sondern sagt, hier bleibe ich ein paar Jahre dran. Das kostet selbstverständlich erstmal Geld, aber, ich sehe das so wie bei der Renovierung eines Hauses: das richtig investierte Geld wird sich rechnen und man hat davon langfristig mehr, als von einer Billig-Reparatur. Es gibt solche Leute, Menschen, die die Musik auch mögen, die sie verkaufen, aber es ist schwer, sie zu finden.

Ende diesen Jahres soll Ihr neues Album "Reizwolf" erscheinen. Wie geht der Arbeitsprozess voran?

Während wir jetzt hier sitzen, wird gerade eifrig gemischt in drei verschiedenen Studios in Jena, Berlin und bei Frankfurt. Die Aufnahmen haben wir gerade beendet. Das waren acht Wochen und dazu kommen jetzt noch drei Wochen Abmischung, damit im Oktober die erste Single kommen kann, die heißt "Wach auf", und dann im November das Album. Im Dezember folgt dann die Tour.

Hat sich ihre Arbeitsweise im Laufe Ihrer Musikkarriere verändert? Wie entstehen Ihre Songs?

Da haben wir heute nicht die Zeit, hier ausführlich darauf einzugehen. Angefangen habe ich als alleinstehender Musiker zur Mitte der 1970er Jahre, dann hatte ich einer Reihe von Jahren eine Band, dann eine zweite Band, dann eine dritte und jetzt habe ich eine neue, in der alle mitkomponieren - das war früher nicht so. Das habe ich in der Anfangszeit ganz alleine gemacht, zuerst mit Lukas Linde, den ich übrigens vor einiger Zeit wiedergetroffen habe und mit dem ich mich inzwischen wieder super ´verstehe, dann waren viele Jahre Helmut Prosa ich das Autoren-Duo. Und seitdem Helmut jetzt nicht mehr dabei ist, hat sich das eigentlich auf alle Schultern verteilt und von jedem kommt etwas, das muss man dann ausbalancieren, damit keiner das Gefühl hat, zu kurz zu kommen.

Was können ihre Fans von Ihrem kommenden Album erwarten? Inwieweit hat sich Ihre Musik in den Jahren stilistisch verändert?

Ich würde mich gerne mal zurückentwickeln (lacht). Ich habe schon so Vieles gemacht seit 1974, die unterschiedlichsten Dinge. Das ist ja nun schon mein, ich weiß gar nicht wievieltes, Album und ich glaube, wenn man die alle anhört, dann hat man doch so eine Art Überblick über praktisch jede Stilistik, die es in der Populär-Musik seit 1955 gegeben hat. Ich habe alles schon probiert: Vom klassischen Rock'n'Roll über den Blues, hin zum elektronischen Pro-Minute-ein-Akkord-Stück, vom irischen Folk (singt: "I must awaay my luv, i can't no longer staay...") bis zum Country, vom Hard-Rock mit den Scorpions bis hin zur Klavier-Ballade. Wir haben auch dieses Mal sehr viel probiert, mein Produzent Franz Wasa und ich, und ich bin überzeugt davon, dass das Ganze nun ziemlich chamäleonartig geworden ist, es kommen jedenfalls sehr viele musikalische Farben drin vor. Am Ende hofft man natürlich immer, dass das neue Album organisch zusammenpasst und nicht mehr so schillert wie ein Chamäleon. Man wird es sehen.

Spätestens im November.

Genau.

Mittwoch, 29. April 2009

2009-04-29 | Jeder, der ihn kannte, vermisst ihn

Erstmals nach dem Tode von Charly Davidson äußert sich Helmut Prosa in einem Interview zu seinem langjährigen künstlerischen Weggefährten. "Karli ein außergewöhnlicher Mensch, eigen, war gelegentlich Innovator der Musik, meist ein guter Texter und Lyriker, selten ein Arschloch. ", verrät der österreichische Musiker und Produzent in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des STERN.

Sie waren beinahe zwanzig Jahre lang der musikalische Partner von Charly Davidson. Wie stark hat Sie sein Tod im letzten Jahr getroffen?

HP: Karli, wie ich ihn immer nannte, war ein Genie und ein Wahnsinniger zugleich. Wenn so jemand stirbt, mit dem Du beinahe dein halbes Leben zusammengearbeitet hast, dann trifft dich sein Tod doch sehr. Teilweise habe ich ihn ja öfter gesehen als er seine Frau. Seine erste Frau.

Kennen gelernt hatten sie sich ja im Sommer 1984. Wie kam es dazu?

HP: Im Sommer 1984 tourte Charly Davidson mit seiner ersten Band BEGLEITUNG und seinem damaligen Komponisten und Gitarristen Lukas Linde. Karli wollte zu einer größeren Plattenfirma wechseln, der GLOBA, und es gab da schon erste Kontakte. Da er sich dort wohl beklagt hatte, er bräuchte einen besseren Gitarristen und Komponisten, sprach mich damals John Gerland von der GLOBA an, ob ich mir nicht mal ein Konzert von ihm anschauen wolle. Ich lebte damals noch in Österreich, aber wenn John einem etwas riet, dann war da immer eine große Sache dahinter, also fuhr ich die mehr als 800 km von Klagenfurt nach Kassel und schaute mir Karli an.

War das Sympathie auf den ersten Blick?

HP: Das kann man so sagen. Mir gefiel seine Bühnenpräsenz, die Art, wie er zwischen den Songs kleine Geschichten erzählte - das hatte er übrigens von Peter Gabriel übernommen, wie er mir bei unserem ersten Treffen sagte -, und die Texte. Vor allem die Texte. Das musst Du dir vorstellen. 1984, noch lief die Neue Deutsche Welle, ich war gerade aus dem Falco-Clan ausgeschieden, weil mir das doch zu umfangreich wurde, das zweite Album von ihm sollte komplett verfilmt werden in den USA, na ja ... und dann sehe ich diesen Schlacks, damals war Karli noch recht dürr, und der singt Rocksongs über „Das letzte Tabu“ der Menschheit, darüber, wie ein Buschmann die Welt sieht, oder dass man nicht alles machen soll, was gut riecht. Das war für mich wie Andre Heller hoch zwei, intellektuell und witzig zugleich.

Natürlich habe ich auch zugleich die Schwächen im Programm gesehen und hatte schon ein paar Ideen, wie man das besser machen könnte. Darüber haben wir uns nach dem Konzert die ganze Nacht lang unterhalten und ein paar Wochen später habe ich ihn in Frankfurt Fechenheim besucht, er und seine erste Frau Sabine wohnten samt Tochter damals ja noch in einer Art WG neben einem früheren Tonstudio, und da spielte ich ihm am Küchentisch einen Song vor, den ich schon einige Zeit in der Schublade hatte und ursprünglich mal für Robert Ponger (Anm: der damalige Produzent von Falco) geschrieben hatte, den aber keiner haben wollte und Karli schrieb innerhalb von zehn Minuten den Text dazu: „Keiner liebt Dich, wieso ich?“. Also, um das hier noch einmal deutlich zu sagen, einen NDW-artigen Text zu einem meiner besten Rocksongs, aber es funktionierte und wurde ein Platz 3 in den Charts.

Karli hatte eines sofort erkannt: 1984 war die Zeit reif für Rockmusik plus lustigem Blödeltext. SPLIFF, mit Herwig Mitteregger war er ja seinerzeit stark befreundet, machten das schon vor, Heiner Pudelko und INTERZONE hatten denen den Weg aus der NDW geebnet (Anm: auch mit Heiner verband Charly eine intensive Brief-Freundschaft ), aber Karli war so konsequent das voll durchzuziehen. Er, der Intellektuelle, singt über Liebe und Sex und Beziehungen als großen Spaß. Das kam sicher auch aus der WG-Zeit. Aber es ist doch immer wieder amüsant, wenn man dran denkt, dass es Leute gab, die Zeit gebraucht haben um den Sinn eines Satzes wie „... sie liegt auf dem Boden, während sie sie kicken“ zu entschlüsseln. Da wurde sogar häusliche Gewalt vermutet, dabei musste Karli aus index-technischen Gründen einen Buchstaben auswechseln und so entstand das Wort „kicken“. Mehr war da nicht an Gewalt. Als Charly Davidson hat er dieses Song/Text-Prinzip später weiter perfektioniert. 'Über einen schönen Song gehört ein böser Text, über einen harten Song ein lustiger'; das war sein Prinzip.


Nach sechzehn gemeinsamen Alben gab es dann 2004 die Trennung des Erfolgsduos Davidson/Prosa.

HP: Wir wussten ja alle, wer oder was der Grund dafür war - zeitgleich gab es ja die Trennung von seiner ersten Frau. Charly hatte Ursula, seine spätere zweite Frau, kennen gelernt und die hatte einen gewissen Einfluss auf ihn. Ich wusste schon ziemlich von Anfang an darüber Bescheid. Uschi hatte ja mal an einer Radio-Reportage über uns mitgewirkt (Anm: mit Titel „Charlys Prosa“), was Charly aber komplett wieder vergessen hatte, als beide sich Jahre später zufällig trafen. Damals schrieb mir ein Mitarbeiter des Radiosenders mehrere E-Mails, in denen er bezüglich Uschi sensibilisierte. Ich dachte mir „muss ich diese Frau kennen?“, schaute mir das Ganze dann eine Zeit lang an und sagte gar nichts dazu. Aber es war doch ziemlich schnell zu erkennen, dass sie ihn veränderte, formte. Dazu muss man wissen, dass Charly meist nur auf sich selbst hörte, wenn er etwas planvoll machen wollte. Mit seiner zweiten Frau gab es wohl eine Seelenverwandschaft - ob echt oder von ihr gespielt lasse ich hier mal offen, ich weiß es nicht - und plötzlich tat Charly Davidson dies und das und jenes, von dem er früher und nüchterner betrachtet die Finger gelassen hätte. Er war überzeugt, sich mit ihrer Hilfe gegen das Schicksal eines jeden Musikers, nämlich den Weg bergab nach der Erstürmung des Gipfels, stemmen zu können. Am Ende ging dann auch diese Beziehung in die Brüche und Charly war, so sehe ich das, wie ein angeschlagener Boxer ohne Hilfe aus der Ecke, auf sich allein gestellt.

Was ging in Ihnen vor, als Sie das sahen?

HP: Ich war entsetzt, dass er in TV-Shows Enten jagte, dann wieder seinen eigenen Tod inszenierte, war irritiert über seine wechselnden politischen Ansichten, überzeugt, dass ihm künstlerisch nur ein erfolgreiches Musikproduzententeam weiterhelfen konnte. Aber dazu war es ab 2004 offensichtlich schon zu spät, Charlys Name hatte keinen Ruf mehr, war für die Plattenfirmen ein Verlustgeschäft. Zudem war er für die Intellektuellen erledigt, für die Charts-Musikkäufer zu alt, für seine Fans zu unübersichtlich und teilweise auch enttäuschend. Ich denke, dass muss man auch mal so klar sagen, bei allen Erfolgen der 80er- und 90er-Jahre. Ich hatte ja auch nach der Trennung noch Kontakt mit ihm, bereitete unter dem Titel „ALLES ZU SEINER ZEIT“ eine DVD-Box mit den TV-Konzert-Auftritten von 1984, 1993 und 2000 vor, die allerdings dann niemand veröffentlichen wollte. Selbst er nicht auf dem eigenen Label. Jetzt nach dem Tode, gab es schon einige Anfragen nach der Box.

Fühlten Sie sich bei der Trennung hintergangen oder übergangen?

HP: Für Eitelkeiten war bei Charly nie genug Platz neben ihm. Ich habe das schon so gesehen, als das was es war: eine Trennung, die ihm beigebracht wurde, die positiv sein sollte für seine weitere Entwicklung. Die Trennung an sich lief ab, wie man sich das bei Charly vorstellen kann, wenn man ihn kennt. Wir hatten eine Unterhaltung über sein diffuses Image, er hörte sich meine Vorschläge an und kündigte zwei Wochen später den Vertrag mit mir und den anderen Musikern seiner BEGLEITUNG fristlos. Das kostete ihn zwar eine Menge Geld, weil das dann doch nicht so einfach ging, aber er war, um es mit einem seiner Liedtitel zu sagen, „Endlich frei“.

Sie machten aber nicht den Fehler, den sein erster musikalischer Partner gemacht hatte, nämlich Jahre lang nicht ein Wort mit ihm zu reden.

HP: Das ist ja albern und ging zudem gar nicht, denn wir waren weiterhin geschäftlich miteinander verbunden, hatten ein Tonstudio in Hanau und ich hielt Anteile an seiner Plattenfirma. Zwar übernahm seine zweite Frau anfangs die Kommunikation mit mir, schaltete dann aber schnell Anwälte ein, weil sie da, selbst als Kommunikationstrainerin, zu unerfahren war. Charly und ich hatten zwischen 2004 und 2007 wenig persönlichen Kontakt. Im letzten Jahr habe ich ihn dann noch ein-, zweimal persönlich getroffen, unser Verhältnis wurde besser, aber sein plötzlicher Tod hat dem dann ein jähes Ende bereitet.

Was denken Sie heute über ihre gemeinsame Zeit im Musikbusiness?

HP: Die Marke Charly Davidson war - zurecht muss man sagen - eine Zeit lang die Lizenz zum Gelddrucken für mich, für ihn, für die Plattenfirmen. Wir hatten in den genannten zwanzig Jahren fünf Top 10 Alben, ettliche erfolgreiche Singles, was für die Qualität des Duos Davidson/Prosa spricht. Dabei hatten wir auch noch unendlichen Spaß beim Musikmachen und -aufnehmen, beim Streiten und Diskutieren von Erfolgen wie Misserfolgen. Karli war ein außergewöhnlicher Mensch, eigen, wie es auch Falco auf seine Art war - mehr große Künstler kenne ich leider nicht so nahe -, war gelegentlich Innovator der Musik, meist ein guter Texter und Lyriker, selten ein Arschloch. So fällt meine Bilanz kurz und schmerzlos aus: Karli Davidson-Korff war das Beste, was mir als Künstler und Musiker passieren konnte. Er sei "larger than life", schrieb mal eine englische Zeitung in bewunderndem Ton, "größer als das Leben". Aber womöglich war am Ende die Wirklichkeit größer. Es ist jedenfalls unendlich traurig, dass er nicht mehr ist. Ich hätte mir mit ihm gut Spaziergänge unter älteren Männern vorstellen können, bei denen wir über Gott und die Welt diskutiert hätten. Wer ihn kannte, vermisst ihn.

Interview © 30. April 2009 bei MEDIENKONTOR. Die Fragen stellte David Widder.