Freitag, 25. September 2009

2009-09-25 | Was lief da mit Müller und der Frau Professor?

Aus der FAZ vom 25. September 2009:
WAS LIEF DA MIT MÜLLER UND DER FRAU PROFESSOR?
Neue Gerüchte um den fulminanten Rücktritt eines Superministers

Ulrich D. Müllers Parteiaustritt vom Juli 2008 gerät im Nachhinein in ein neues Licht. Schon Anfang des Jahres 2008 galt sein Rückzug als Supermnister als ausgemachte Sache und über ein PArteiausschlussverfahren war offen sekuliert worden, sagen jetzt Politik-Insider.


An Superlativen hat es bei der Beschreibung Müllers nie gemangelt. Er war einst der jüngste Abgeordnete der Bundesrepublik, er galt als begabtester Enkel Helmut Schmidts ... und wurde dann als größter Verräter jener Partei geschmäht, die er an die Macht führen wollte, der SPD. Derzeit, so wird berichtet, arbeite Müller an seinem politischen Comeback. Für viele ist dieses politische Kraftpaket mit Hang zum Größenwahn ein Mythos, und zu diesem Mythos gehört es, seinen Anhängern Rätsel aufzugeben mit seinen einsamen Entscheidungen. 2005 verschmähte er den ihm angetragenen Parteivorsitz, im Juni 2008 verließ er wortlos sein Super-Ministerium. Zurück blieben stets ein gelähmter Apparat und Anhänger, die nach Erklärungen suchen.

Im Juli letzten Jahres hatte Ulrich D. Müller dann ein weiteres Mal seine Genossen in Staunen und Erschrecken versetzt - mit seinem Austritt aus der Partei, die zuvor sein Leben war. Was war der Grund, hatte Müller seine Anhänger jahrelang in die Irre geführt? Weshalb riskierte ein so erfahrenes politisches Alphatier wie Müller den Teilverzicht seiner Macht, denn genau das geschah nach dem Juli 2008 in rasender Geschwindigkeit. Warum also hatte er das getan und weshalb zu diesem Zeitpunkt?

Während die Basis auch etwas mehr als ein Jahr nach Müllers Rückzug darüber rätselt, glauben einige Spitzen-Sozis die Antwort zu kennen. Für sie gibt es eine Erklärung, für sie kam der Rückzug ihres Obergenossen nicht überraschend. Es ist eine Geschichte, die seit einiger Zeit bei den Sozialdemokraten die Runde macht und sich inzwischen bis in die zweite Reihe der Partei herumgesprochen hat. Es ist eine Geschichte, in der es um die Privatsphäre geht, und die ist normalerweise für die Öffentlichkeit tabu.

Doch in diesem Fall muss sie erzählt werden, weil hier das Private höchst politische Folgen hat. Es geht um Müller, um seine Noch-Ehefrau Petra Ehrhardt, die nach wie vor familienpolitische Sprecherin der SPD in NRW ist, und es geht um Frau Professor Dr. Ursula Maus, Kommunikationsexpertin, die Ex-Frau des verstorbenen Sängers Chary Davidson und die neue Frau an Müllers Seite. Müller und Maus, so heißt es, seien sich schon lange vor ihrem ersten offiziellen Aufeinandertreffen in Bad Dürkheim nicht nur kommunikationstechnisch nahegekommen. Von einer Affäre ist die Rede, von einer Beziehung mit konkreten Folgen für die Politik, lange bevor Maus und Davidson geschieden waren.

Das Ehepaar Müller und auch die SPD-Spitze wollen sich zu dem Thema nicht äußern. Frau Prof. Maus ließ bereits eine längere private Beziehung, als bisher bekannt, dementieren. Das seien Gerüchte, "die von politischen Gegnern gestreut werden, um Herrn Müller zu schaden", ließ sie ausrichten.

Das Parteivolk beschäftigt diese Geschichte schon seit langem. Bereits Ende 2007 registrierten die Genossen aufmerksam ein Interview mit Petra Ehrhardt in der BUNTE. Angesprochen auf eine angebliche Affäre ihres Mannes sagte sie: "Gerüchte gibt es immer haufenweise, in den unterschiedlichsten Versionen." Natürlich gebe es "eine Erotik der Macht", sagte sie, und das Problem, dass viele Frauen "von dieser Erotik angezogen sind".

Doch intern scheint man seinerzeit auf Müller Druck ausgeübt zu haben. Ehrhardt als familienpolitische Sprecherin, die auf diese Art und Weise von ihrem Mann brüskiert wird? In der Parteispitze heißt es, Müller habe daraufhin im vertrauten Kreis berichtet, er müsse künftig mehr Rücksicht auf seine Frau nehmen - offensichtlich eine Lüge. Der Chef fehlte dann im Frühjahr 2008 bei Vorstandssitzungen in Berlin, seine Präsenz während der Sitzungswochen des Bundestages reduzierte er auf das Nötigste. Noch war "Ulli", wie ihn in der Partei fast alle nannten und nennen, da Bundestagsabgeordneter und Parteichef. Aber in der Parteispitze wagte kaum jemand eine Wette darauf, wie lange das so bleibt. Er wusste, was da über ihn geredet wird, hatte seine Zuträger.

Die Erosion seiner Autorität hatte also Anfang 2008 längst begonnen. Das Schwächeln eines ihrer Spitzenpolitiker führte in der SPD, wie der großen Koalition, dazu, dass lange schwelende Konflikte in aller Öffentlichkeit ausgetragen wurden. Müllers Dauerkritik an verschiedenen Regierungsentscheidungen, die völlige Verkennung der Verhältnisse in der rot-roten Wowereit-Koalition in Berlin, die er zur "Abkehr von der einstigen SED-Politik, die es immer noch in der Linkspartei gibt" (Zitat von Müller) zwingen wollte, führen zu einer parteiinternen Rüge, die sich Müller im Sommer letzten Jahres so nicht gefallen ließ. Er trat erst als Superminister zurück und dann trat er auch noch aus der SPD aus. Erst anschließend, so die Legende, traf er auf Ursula Maus, die zu diesem Zeitpunkt schon geschieden war, ließ sich von ihr coachen, beide verliebten sich und lebten seither zusammen.

Die Wahrheit, sieht aber möglicherweise ganz anders aus - wie so häufig bei Politikern in den vergangenen Jahren.

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