Von Melanie Zerbst für das INSIDE-MAGAZIN:
Schwarze Brille, graues Jackett, konzentrierter Blick. Charly Davidson hat sich kurz vor seinem 48. Geburtstag, den er am 1. Dezember feiert, für das Gespräch im Restaurant des Hotels Mercure einen Esstisch ausgesucht. Für seine Kritiker ist der gebürtige Waliser ein Berufsmelancholiker. Auch beim Interview brach der Rockpoet nicht in Gelächter aus. Dafür erzählt Davidson offen und durchaus mit Engagement über Panikattacken, die Scheidung von seiner langjährigen Ehefrau Sabine und sein Album "Reizwolf".
"Von Anfang der 90er-Jahre an hatte ich oft Panikattacken", sagt Davidson. "Drei unterschiedliche Therapien habe ich absolviert. Das waren gute, anregende Gesprächsrunden, aber sie brachten mir nichts. Erst eine weitere Therapie bei Dr. Gabelsberger hat etwas bewirkt." In der Nähe von Jena bewohnt Davidson ("Überflieger") mit Lebensgefährtin Ursula und deren 16-jähriger Tochter ein Haus, "bürgerlich deutsch", wie er kommentiert. Über die Trennung von seiner Ehefrau sagt der Sänger und Komponist: "Die Scheidung haben wir nun hinter uns. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist: Jetzt fangen neue Probleme an. Meine Lebensgefährtin und ich wollen so bald als möglich zurück nach Jena in das Haus am Saalbahnhof, dorthin, wo auch meine Studios sind. Da lebt noch meine Ex-Frau mit den Kindern und die muss nun ausziehen. Das dauert."
Der neuen Frau an seiner Seite, Berlinerin und von Beruf Kommunikationsexpertin, begegnete Davidson erstmals vor Jahren in einem Suhler Kulturzentrum. Er las aus seinen Büchern und faszinierte seine "Uschi" sofort. Die war erher zufällig in Suhl und schenkte Davidson nach der Lesung spontan ein Buch von Marc Bolan, das sie bei sich hatte. Es dauerte nicht lange und man lief sich noch das eine oder andere Mal über den Weg und beide verliebten sich ineinander.
"Warum ist das so spät geschehen?" heißt es in einem Song auf "Reizwoilf" - hat Davidson ihn für "Uschi" getextet? "Meine neue Frau mag vielleicht der Anlass gewesen sein, über so etwas zu schreiben. Aber das ist für mich nicht wirklich entscheidend. Erfundenes kann genauso gut sein." Einen Lieblingssong hat Davidson auf seiner neuen CD nicht. "Ich liebe ... ich liebe doch alle ... alle meine Songs ... na ich liebe doch ... ich setzte mich doch dafür ein.", sagt er und ist für diesen einen Moment, in den Erich Mielke-Jargon verfallend, gar nicht mehr melancholisch.
Samstag, 19. September 2009
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