Niemand weiß so genau, was Charly Davidson gelegentlich umtreibt, aber eines ist deutlich: Der Mann hat nach mehr als einem Jahrzehnt Musikkarriere hin und wieder keinen Bock auf Smaltalk und Wischi-Waschi-Fragen.
(München) - Zwischen Talkshow-Diva Thomas Gottschalk und seinen Gästen gibt es, wie so oft im Privatfernsehen, einen Deal: Der Promi kommt in seine Show, beide reißen ein paar Witzchen, ein neuer Film oder eine neue Platte werden beworben. Die Talkshow-Quote stimmt, die Zuschauer lachen, kaufen Platte oder Kinokarte und am Ende haben alle was davon.
Meistens ging dieser Deal auf, denn Auftritte publicitysuchender Stars sind so vorhersehbar wie die Feuchtigkeit des Regens, doch das Ergebnis sind oft öde langweilige Shows. Dass selbst ein oberflächlicher Gastgeber wie Thomas Gottschalk beim Livegespräch geistesgegenwärtig schnell erstarkt und wahre Improvisationsfähigkeit zeigt, wenn es mal nicht so läuft, hat er gestern wieder einmal bewiesen. Sein Gast: Charly Davidson.
Der charismatische 36-jährige Sänger, seit mehr als einem Jahrzehnt in der deutschen Musikszene nicht mehr wegzudenken und seit fünf Jahren auch weltweit erfolgreich mit seiner Lounge-Musik, entsagte zu Jahresanfang dem Showrummel, ließ sich zum Beweis seiner Sinnkrise einen Zottelbart wachsen und will nun als Literat neu beginnen. PR-Gag oder die Wahrheit? Das galt es gesten Abend für Gottschalk zu ergründen.
Bei HARIBO-Thomas demonstrierte Davidson, wie man einen Talk-Profi durch Redeverweigerung fast ausknocken kann: Davidson, unter seiner massiven Gesichtsbehaarung und einer Sonnenbrille fast schon aussah wie das vierte Bandmitglied von ZZ TOP, kaute Kaugummi, nuschelte unverständlich und verweigerte sich Gottschalks Schwatz-Angeboten. Der versuchte es zuerst mit Schmeichelei, pries Davidsons aktuelle Produktion, das Album ”Massenkampf”. "Danke", lautete die spröde Antwort.
Gefragt, ob er sich mit seinem Zottelbart wohlfühle, antwortete Davidson: "Wieso?". Gottschalk wurde bissiger, verglich Davidsons Aussehen mit dem eines Waldschrats. "Ich wurde gezwungen hier zu sein", murmelte der Gast genervt. Gottschalk stichelte: "Du scheinst mir aber heute nicht wirklich hier zu sein". Woraufhin Davidson, sein Kaugummi aus dem Mund nahm und es auf Gottschalks Tischplatte klebte. "Reicht das als Beweis?", fragte er den Talkmaster.
Ob es Davidson mit dem Ausstieg aus dem Deutsch-Rock ernst ist oder er sich nur an einer Eulenspiegelei versucht - darüber wurde schon mehrfach spekuliert. Vermutungen, sein Wandel vom Sänger zum Exzentriker sei nur eine PR-Maßnahme, wies eine Sprecherin seiner Plattenfirma GLOBA jüngst zurück. "Der Wechsel von einer Karriere zu einer anderen läuft nie ohne Brüche ab", hieß es in einer Erklärung. "Aber wir sind sicher, dass Charly seine musikalischen Interessen weiter verfolgen wird, allen negativen Reaktionen zum Trotz."
Freitag, 13. Februar 2009
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