Dienstag, 13. Oktober 2009

2002-05-17 | Auferstehung Light

Zum inszenierten Tod Charly Davidsons im Mai 2002 schrieb damals SPIEGEL ONLINE unter dem Titel "Auferstehung Light - oder: Sterben ohne tot zu sein":

(...) Rock-Chamäleon Charly Davidson: Vor zwei Jahren löste sein Albumtitel "Die letzte Ölung" bei Fans wie Kritikern Befremdung aus. Dieses Frühjahr war es die Meldung seiner Plattenfirma, sein neuestes Album würde im Sommer unter dem Titel "Begräbnis" erscheinen. Dies ist seit letzten Freitag, als RTL in einer Filmdoku Davidsons Tod meldete und seiner überraschenden Rückkehr ins Reich der Lebenden am gestrigen Montag, nicht mehr ganz so sicher: sein Label GLOBA prüft derzeit nach eigenen Angaben eine sofortige Kündigung des Plattendeals mit Charly Davidson, der immerhin seit fast 18 Jahren läuft.

Über drei Alben konzipiert ist die intellektuelle Todestrilogie Davidsons plus einem Zwischenakt 'Ich bin tot und das kam so' letzte Woche im Privatfernsehen. Das Ganze hat den Look einer Produktion die als Miniserie designt wurde. Ohne jeden Zweifel ist sie lang und düster. Aber vielleicht nicht zu lang oder zu düster für eine Geschichte, die des Todes der Menschheit gedenkt. Spannend daran ist natürlich, wie sie enden wird und vor allem wann.

Auf jeden Fall ist Davidson mit dem über die TV-Plattform dctp (ohne Wissen und Kenntnis ihres Mentors Alexander Kluge, wie dieser gestern betonte) ausgestrahlte Inszenierung des eigenen Todes zu weit gegangen. Empörung und Protest formiert sich überall, wobei die BILD sogar unerwartete Unterstützung durch die taz erfährt. Aber auch die Künstler-Kollegen reagieren genervt. André Heller, auf Davidsons Inszenierung angesprochen, reagierte noch am souveränsten und spottete. "Dazöö ma kane Schmäh!, sagt ma in Österreich. Für mich ist der Tod ein großer Animateur, nicht der Mensch. Jeder der weiß, dass Lebenszeit begrenzt ist, der wäre gut beraten, sie kreativer zu nutzen. Es ist ja lächerlich, sich mit dem einzigen, das gewiss ist im Leben, anzulegen. Jeder Mensch hat es am Schluss geschafft zu sterben, da sind solche Späße überflüssig. Der Herr Davidson wird den Tod auch noch irgendwann einmal schaffen.“ sagte er bei RTL. (...)

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