Mittwoch, 11. März 2009

2008-04-16 | CHARLY DAVIDSON INTERVIEW: „Ich ahnte nicht, wie viel Macht ich ihr gab“

Als einer der erfolgreichsten Musiker Deutschlands lebte Charly Davidson lange seinen eigenen Traum der Freiheit - bis er herausfand, dass ihn seine zweite Ehefrau betrogen hatte. Nein, fremdgegangen war sie nicht, viel schlimmer: sie hatte sich in sein Leben eingemischt, ihm eine Farce vorgegaukelt. Die Frau, die sich von ihm stets liebevoll umarmen ließ, sei ein "Gold digger", Goldgräber, wie man solche Frauen in Amerika nennt, heißt es.

Fünf Jahre lang war Charly Davidson mit der Professorin und Kommunikationsexpertin Dr. Ursula Maus (die er heute nur noch Ursula nennt) zusammen, zwei Jahre mit ihr verheiratet. Doch seit dem Ende ihrer Ehe will er von ihr nichts mehr wissen. Jetzt packt der 50-Jährige in einem Interview aus. Für die ZEITUNG sprach Peter Ruch mit ihm.


Wie haben Sie reagiert, als sie den Betrug herausfanden?

Im ersten Moment habe ich gar nichts gefühlt. Das Gespräch mit dem von mir beauftragten Detektiv dauerte ja fast vier Stunden. Aber als ich mir die von ihm zusammengestellten Unterlagen anschaute, kam eine Aggression in mir hochgekrochen. Ich zitterte. War alles von Ursula unecht? Alles gelogen?

Waren Sie enttäuscht?

Natürlich. Ich glaube, am meisten von mir selbst. Ich fragte und frage mich heute noch, wie ich in Zukunft noch mal jemandem vertrauen soll."

Wie kam es überhaupt zur Entlarvung ihrer Frau?

Gerüchte gab es schon länger, dass unser erstes Zusammentreffen kein wirklicher Zufall war, aber sie verstand es immer, diese Leute in Mißkredit zu bringen, die so etwas sagten, schaffte es, deren Informationen zu entwerten. Ihre Taktik dabei war einfach professionell, das muss man sagen. Irgendwann meldete sich dann jemand bei meinem Privat-Management, was sehr gut war, denn Ursula kontrollierte ja mein Künstler-Management. Der sagte, er hätte durch Zufall einen Bericht über meine Frau im Fernsehen gesehen, hätte sie dabei erkannt. So kam die Sache ins Rollen. Ich beauftragte einen Detektiv und der fand alles heraus.

(Davidson spricht leise, erzählt keine Details über die Vergangenheit seiner zweiten Frau - das hat er zur Bedingung für das Interview gemacht.)

War die Beziehung zu Ursula Maus die große Liebe?

Ja, ich habe sie geliebt. Auch für all das, was sie mir sagte, ihre Untersützung. Man kann gegen sie sagen, was man will, aber ihren Job beherrscht sie. Auch war sie eine sehr interessante Frau. Witzig, überhaupt nicht langweilig. Jeder der sie getroffen hat, hat gemerkt, wie intelligent sie ist. Sie hat ganz alleine und ohr UNterstützung anderer ihren Doktortitel gemacht; was andere mir über ihr Aussehen gesagt haben, das war mir egal gewesen.

Sie waren also wirklich glücklich?

So glücklich, wie man nur sein kann, wenn man liebt. Ich wünschte wirklich, wir hätten uns zufällig kennen gelernt, ohne Plan und Hintergedanken. Meine engen Freunde sagten mir, sie hätten mich noch nie so glücklich erlebt. Einer schickte mir einmal eine SMS: „Wenn es diese Frau sein soll, dann zieh es durch.“

Was war an dem Tun ihrer Frau aus Ihrer Sicht so verwerflich?

In dem Moment, als ich nicht mehr ihr Klient war sondern ihr Mann wurde, in diesem Moment hat Ursula eine Grenze überschritten, eine professionelle Grenze, die stets zwischen Klient und Psychologe oder eben der Trainerin besteht. Wenn das ehrlich gewesen wäre, also Gefühle, gegen die man nichts machen kann, die einfach so über zwei Menschen kommen, wäre sicherlich alles weitere kein Problem gewesen. Aber wenn man feststellen muss, dass Gemeinsamkeiten, Vorlieben, Interessen und so weiter, vom Partner zuvor ausgespäht und, ich sage einmal bewusst: fingiert wurden, dann hat das nichts mehr mit Liebe zu tun.

Welche Freiheiten hatte Ihre zweite Frau in Ihrem, Charly Davidsons, Leben?

In unserer Beziehung habe ich mich nie um Geld gekümmert. Das war Ursulas Bereich gewesen. Ich wollte das so, hätte während unserer Beziehung den letzten Cent dafür gegeben, dass es Ursula gut geht. Das ist doch alles, was zählt. Ich habe ihr sogar damals die Gastprofessur für Kommunikationsdesign vermittelt. Ich dachte: Ich mache die Kunst und sie die Geschäfte und beiden geht es dabei gut. Anfangs ahnte ich nicht, wie viel Macht ich ihr damit über mich gab.

Kriselte es in der Zeit, bevor sie den Betrug herausfanden, bereits in ihrer Ehe?

Während unserer Beziehung und Ehe habe ich mich mehr um meine beiden Töchter gekümmert und gesorgt, als um Ursula und Ihre Tochter - das ist richtig. Das missfiel ihr. Nicht dass ich Ursula nicht beachtet hätte, aber meine Kinder sind und waren mir immer am wichtigsten. Darüber gab es oft Diskussionen. Ursula sagte, dass beide groß genug seien, um auf eigenen Beinen zu stehen. Auch unterstellte sie meiner ersten Frau, dass die meine Töchter fernsteuere, um uns zu schaden. Da gab es schon oft Stress.

Wie geht es jetzt in Ihrem Leben weiter?

Im Moment fühle ich mich ganz gut. Am Anfang war ich am Boden und sehr enttäuscht, traurig und wütend, denn da war ja noch alles sehr frisch. Ich bin aber schon ein paar Schritte weiter und glaube, dass ich irgendwann völlig darüber hinweg sein werde. Jetzt freue ich mich auf das, was das Leben mir noch so bringt.

Der Rocksänger und die Kommunikations-Professorin hatten sich Anfang Februar 2008 nach zwei Jahren Ehe getrennt, wurden noch im Februar geschieden. Nach einer Reihe privater Probleme waren der Sänger und die Trainerin 2003 ein Paar geworden; beide ließen sich von Ihren jeweiligen Ehepartnern scheiden, heirateten Anfang 2006.

Interview
© 2008 für ZEITUNG Zeitungsgruppe & Medienvertieb, Iserlohn. Das Interview führte Peter Ruch.

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