Mittwoch, 24. Februar 2010

2010-02-24 | Ulrich D. Müller - verfolgt und ausgespäht


"stern"-Enthüllung:

Ulrich D. Müller - verfolgt und ausgespäht

Heimliche Fotos, Observationen, ein manipulierter Briefkasten: Die Firma KRM aus Berlin beschattete den Spitzenpolitiker monatelang nach allen Regeln der Kunst. Auftraggeber der Recherche soll eine Boulevard-Zeitschrift gewesen sein.

Das Privatleben des Spitzenpolitikers sei systematisch ausspioniert worden. Das berichtet der "stern" in seiner neuen, am morgigen Donnerstag erscheinenden Ausgabe. Dem Bericht zufolge hat eine Berliner Recherchefirma namens KRM seit Mitte 2008 über Monate hinweg immer wieder den ehemaligen SPD-Politiker und Ex-Wirtschaftsminister Ulrich D. Müller beschattet und ausgespäht. Den Auftrag zu den fragwürdigen Recherchen habe man von der Boulevard-Zeitschrift "Die Neue Aktuelle" erhalten, so ein Sprecher der Fa. KRM..

Der "stern"-Bericht stützt sich angeblich auf interne Unterlagen der Firma sowie auf Aussagen ehemaliger Mitarbeiter. Beim ehemaligen SPD-Mann Müller observierten Detektive über Monate dessen damaliges Domizil im Berliner Stadtteil Köpenick, um Details über die Beziehung zu seiner späteren Ehefrau Ursula Maus in Erfahrung zu bringen und heimlich Fotoaufnahmen von beiden zu machen. Bei der Aktion soll auch der Briefkasten Müllers manipuliert worden sein. Außerdem habe man seine Fußmatte mit einem Melder präpariert. Insider-Aussagen legen laut dem Magazin "stern" den Verdacht nahe, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite zudem eine Observationswohnung angemietet wurde. Einmal wurde Müller offenbar sogar auf der stundenlangen Zugfahrt von Berlin nach Dortmund verfolgt. Der Bericht über Müller und seine neue Beziehung erschien samt der Bilder am 27. November 2008 in "Die Neue Aktuelle", dem Tag einer Preisverleihung in Offenburg, bei der Müller und Maus zm ersten Mal öffentlich als Paar auftraten.

KRM (das Kürzel steht für Krake, Ratten und Maus, die Nachnamen der Firmeninhaber) habe auf "stern"-Anfrage inzwischen bestätigt, hinter dem Ex-Wirtschaftsminister her gewesen zu sein. Es habe sich jedoch um journalistisch begründete Jobs gehandelt: "Unsere Recherchemethoden bewegen sich stets im Bereich des presse- und standesrechtlich Zulässigen." Für ihr Büro in Berlin ist jedoch hauptsächlich der Betrieb einer Detektei registriert.

"Die Neue Aktuelle"-Chefredakteurin Manuela Amlacher räumte auf Anfrage des "stern" ein, KRM mit entsprechenden journalistischen Recherchen zum Privatleben des Politikers beauftragt zu haben. Amlacher weiter: "Über unlautere Methoden ist unserer Zeitschrift nichts bekannt."

Doch schon solche Rechercheaufträge sind zweifelhaft. So kritisiert der Chemnitzer Journalistik-Professor Helmuth Zöller im Magazin "stern" insbesondere das Ausspähen: "Das ist berufsethisch eindeutig unzulässig. Das Privat- oder gar Intimleben eines bekannten Politikers hat mit seinem politischen Mandat schlicht nichts zu tun."

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